Häuemark. (Januar.—Dezember 14.) 257
XII.
Dänemark.
Ende Januar. Das Landsthing genehmigt mehrere wich-
tige Gesetze, darunter ein Gesetz auf Einführung des metrischen
Maß= und Gewichtssystems, das Gesetz wegen Anderung der Sta-
tuten der Kreditvereine und über die Abzahlungsgeschäfte.
31. März. (Kopenhagen.) Bei den Wahlen zum Stadt-
rat siegen die gemäßigten bürgerlichen Parteien über die radikal-
sozialistischen.
15. Mai. (Kopenhagen.) Unterzeichnung eines Handels-
vertrages zwischen Dänemark und Japan.
9. September. (Kopenhagen.) Besuch des Kaisers und
der Kaiserin von Rußland.
3. Dezember. (Folkething.) Interpellation über die aus-
wärtige Politik und die dänische Neutralität.
Abg. Hage bringt folgende Interpellation ein: „Welche Mitteilungen
kann die Regierung über ihre Bestrebungen zur Aufrechterhaltung der
Neutralität Dänemarks geben?!“
Ministerpräsident Baron von Reedtz Thott: Während des langen
europäischen Friedens sei es für Dänemark schwierig, die Absicht, sich von jedem
Konflikte fernzuhalten, in feierlicher Weise an den Tag zu legen. Indessen
habe die Regierung doch jederzeit betont, daß die Befestigung der Hauptstadt
nur die Sicherung der Neutralität des Landes bezwecke. Die jetzige Regie-
rung sei stets bemüht, alles zu vermeiden, was Dänemark im Falle eines
Krieges verpflichten könne. Die Mitteilung der „Pall Mall Gazette“ be-
treffs eines geheimen Abkommens mit Rußland sei gänzlich unbegründet
und sei auch von der europäischen Presse unbeachtet geblieben. Der Inter-
pellant Hage konstatiert hierauf, daß jede böswillige Behauptung bezüglich
der Verpflichtungen Dänemarks bei etwaigen europäischen Konflikten unbe-
rechtigt sei, daß die Regierung und das Folkething in dieser Beziehung
denselben Standpunkt einnehmen. Redner beantragt folgende Tagesordnung:
„Das Folkething erwartet, die Regierung werde keine Gelegenheit unbenutzt
lassen, das Ausland zu überzeugen, daß die Bestrebungen Dänemarks bei
etwaigen Konflikten anderer Staaten ausschließlich auf Aufrechterhaltung
der Neutralität ausgehen würden."“
Diese Tagesordnung wird einstimmig angenommen.
14. Dezember. (Folkething.) Finanzminister v. Lüttichau
legt ein neues Zollgesetz vor.
Danach werden die Zollabgaben für Lebensmittel herabgesetzt, für
Luxusmittel erhöht und für Rohstoffe ermäßigt oder ganz aufgehoben. Die
Regulierung des Zollschutzes soll in der Weise erfolgen, daß die Industrie
einen solchen genießt, ohne daß dadurch eine wesentliche Preiserhöhung der
Europäischer Geschichtskalender. Bd. XXXVII. 17