Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

150 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (August 1. 2.) 
1. August. (Kiel.) Rückkehr des Kaisers von der Nord- 
landsreise. 
2. August. Das Kaiserpaar trifft in Friedrichsruh ein 
und nimmt teil an der Einsegnung der Leiche des Fürsten Bis- 
marck. Die Einsegnung findet laut testamentarischer Anordnung 
im engen Familienkreise statt. Die Leiche bleibt im Trauerhause, 
bis ein Mausoleum im Friedrichsruher Park fertiggestellt sein wird. 
Der Fürst hat folgende Grabschrift dafür bestimmt: Fürst von Bis- 
marck, geboren 1. April 1815, gestorben am  .  .  .  .  .  . , ein treuer, 
deutscher Diener Kaiser Wilhelms des Ersten. 
2. August. Das „Armee-Verordnungsblatt“ enthält 
folgenden Armeebefehl: 
Die Trauerkunde aus Friedrichsruh von dem Hinscheiden des General- 
Obersten der Kavallerie mit dem Range eines General-Feldmarschalls Otto 
Fürsten von Bismarck, Herzogs von Lauenburg, des letzten Beraters Meines 
in Gott ruhenden Herrn Großvaters in großer Zeit, erfüllt Mich, Mein 
Heer und ganz Deutschland mit tiefster Betrübnis. Der Verewigte hat 
sich durch die mit eiserner Willenskraft geförderte Neugestaltung des Heeres 
in der Geschichte desselben ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Ein Held 
auf den Schlachtfeldern, trat er mit wärmstem Interesse zu jeder Zeit auch 
für die Wehrhaftigkeit des Vaterlandes ein und erwies sich stets als treuer 
und aufrichtiger Freund Meiner Armee. Es wird den schmerzlichen Em- 
pfindungen derselben entsprechen, für ihn, der so viel für die Armee gethan, 
auch ein äußeres Zeichen der Trauer anzulegen, und bestimme Ich dem- 
gemäß nachstehendes: 
1. Sämtliche Offiziere der Armee legen auf acht Tage Trauer an; 
2. bei dem Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgischen) Nr. 7, 
dessen Chef der Fürst gewesen, sowie bei dem Garde-Jäger-Bataillon, bei 
welchem der Dahingeschiedene in den Dienst getreten ist, währt diese Trauer 
vierzehn Tage. 
Kiel, an Bord M. Y. „Hohenzollern“, den 1. August 1898. 
Wilhelm. 
Ich lasse Ihnen den anliegenden Armeebefehl mit dem Auftrage 
zugehen, denselben sogleich der Armee bekannt zu machen. 
Kiel, an Bord M. Y. „Hohenzollern“, den 1. August 1898. 
Wilhelm. 
An den Kriegsminister. 
2. August. Der „Reichs-Anzeiger“ veröffentlicht in einer 
Sonderbeilage folgenden kaiserlichen Erlaß: 
Mit Meinen hohen Verbündeten und mit dem ganzen deutschen 
Volke stehe Ich trauernd an der Bahre des ersten Kanzlers des Deutschen 
Reichs, des Fürsten Otto von Bismarck, Herzogs von Lauenburg. Wir, 
die wir Zeugen seines herrlichen Wirkens waren, die wir an Ihm, als dem 
Meister der Staatskunst, als dem furchtlosen Kämpfer im Kriege wie im 
Frieden, als dem hingebendsten Sohne seines Vaterlandes und dem treuesten 
Diener seines Kaisers und Königs bewundernd aufblickten, sind tief er- 
schüttert durch den Heimgang des Mannes, in dem Gott der Herr das 
Werkzeug geschaffen, den unsterblichen Gedanken an Deutschlands Einheit
	        
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