Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

212 Die Oesterreichisch-Angarische Menarchie. (Mai 11.) 
Rang eines Generalkonsulats, in der Errichtung eines Honorarkonsular- 
amts für Transvaal, in der Verwandlung der Honorarkonsularämter in 
Rhodus und Novoscielica in effektive Aemter und endlich in der Sub— 
ventionierung der österreichisch-ungarischen Handelskammer in Paris. In 
dem Marinebudget wird die Herstellung eines neuen Schlachtschiffs II. Klasse 
von 8000 t verlangt, dessen Gesamtkosten auf 5 Millionen Gulden veran- 
schlagt sind, von denen aber nur als erste Rate 400000 fl. in das Budget 
für 1899 eingestellt werden. In der Motivierung wird die unabweisbare 
Notwendigkeit des Ausbaues der Flotte behufs wirksamer Verteidigung der 
Küsten hervorgeyoben. Für Land= und Wasserbauten auf der Station 
Teodo werden weitere 900000 fl. verlangt. Die Kosten für die Entsendung 
des österreichischen Geschwaders nach Kreta belaufen sich auf 453030 fl. 
Der Rechnungsabschluß des gemeinsamen Staatsbudgets für das Jahr 1897 
weist einen Ueberschuß der Zollgefälle von 11693907 fl. auf. Aus dem 
Heeresbudget sind 853909 fl. für die Verabreichung eines warmen Abend- 
essens an die Mannschaft hervorzuheben. Der Nachtragskredit von 30 100000 fl. 
für das Heer ist veranlaßt durch die Beschaffung von Waffen und Kriegs- 
material sowie durch die fortifikatorischen Maßnahmen, welche infolge der 
unsicheren politischen Lage zur Zeit des Ausbruchs des griechisch-türkischen 
Krieges ergriffen wurden; darunter befinden sich 22675000 fl. für Hand- 
feuerwaffen und Festungs-Artilleriematerial, 3875000 fl. für sonstiges 
Kriegsmaterial und 3550000 fl. zu Fortifikationen. Zur Bedeckung beab- 
sichtigen die Regierungen 15 Millionen Gulden aus den gemeinsamen 
Aktiven heranzuziehen. 
Mai. Teuerung und Getreidezölle. 
Infolge der hohen Brotpreise wird in der Presse eine Suspenfion 
der Getreidezölle gefordert. Die österreichische Regierung ist einer solchen 
Maßregel geneigt und tritt in Unterhandlung mit der ungarischen. Diese 
lehnt ab (9. Mai), da eine derartige Maßregel nur eine geteilte Aufnahme 
finden würde, und da namentlich Zweifel beständen, ob hiervon eine Er- 
mäßigung der Brotpreise zu gewärtigen sei. 
11. Mai. (Budapest.) Der Kaiser empfängt die beiden 
Delegationen und erwidert auf die Ansprachen der Präsidenten: 
Die Versicherungen treuer Ergebenheit, welche Sie soeben an Mich 
gerichtet haben, erfüllen Mich mit lebhafter Befriedigung, und erwidere Ich 
sie mit dem Ausdrucke warmen Dankes. Mit besonderer Genugthuung er- 
greife Ich den heutigen Anlaß, um neuerdings zu betonen, daß Unsere 
Beziehungen zu allen Mächten und insbesondere zu Unseren Nachbarstaaten 
die allerbesten sind. Die infolge des griechisch-türkischen Friedensschlusses 
geschaffene Lage geht ihrer endgültigen Regelung entgegen und berechtigt 
Uns zu der Hoffnung, daß durch das weitere einvernehmliche Zusammen- 
wirken sämtlicher europäischer Großmächte Uns eine feste Grundlage für die 
friedliche Ausgestaltung der politischen Berhältnisse im Orient erhalten 
bleibe. Nachdem die Gründe, die Uns veranlaßt hatten, Unsere Ueberein- 
stimmung mit den anderen Mächten in der Begrenzung und Eindämmung 
der im vorigen Jahre zum Vorschein gekommenen Gefahren durch materielle 
Mitwirkung zu bethätigen, nunmehr entfallen sind, faßten wir den Ent- 
schluß, Unser Truppenkontingent und Unsere Schiffe von Kreta zurückzu- 
ziehen und Unsere Beteiligung an der Lösung dieser noch offen gebliebenen 
konkreten Frage auf die diplomatischen Verhandlungen zu beschränken. Es 
gereicht Mir zur aufrichtigen Befriedigung, der bei diesem Anlaß verwen- 
deten Abteilung Meiner Land= und Seemacht für die musterhafte Haltung 
 
	        
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