Ersßbritannien. (Januar 28. Februar 8.) 251
Hofe vorbei. Es ist nicht die erste, sondern die entscheidende Kraftprobe.
St. Petersburg hat den Fehdehandschuh hingeworfen. Weichen wir zurück,
so bestätigen wir das Recht Rußlands auf dauernde Beaufsichtigung Chinas.
Aber das ist nur als Voraussetzung geredet. Thatsächlich kann eine solche
Politik nicht verfolgt werden. Die Erklärungen der Minister sind zu
deutlich, als daß man es mit leeren Worten zu thun hätte. Die „Daily
News“: „Unsere Politik ist wesentlich eine solche der Verteidigung. Wir
werden fie verfolgen, selbst wenn sie einen Krieg kosten sollte. Sicher aber
werden wir nicht angriffsweise vorgehen. Daß Großbritannien nicht allein
dasteht, läßt sich aus der Richtung der japanischen Diplomatie und den
Bewegungen der japanischen Flotte schließen.
28. Januar. (London.) Die Maschinenbauer nehmen mit
125000 gegen 14000 Stimmen die Vorschläge der Arbeitgeber an.
Die Kosten des Streiks berechnet die „Daily News“: Durchschnittlich
sind während 31 Wochen 70 000 Arbeiter wöchentlich außer Arbeit gewesen.
Man kann sagen, daß jeder von ihnen durchschnittlich 30 Sh. Lohn die
Woche verdiente. Der Verlust an Löhnen beziffert sich deshalb allein auf
3 255 000 Pfd. Sterl. Dazu kommen die Verwendung der Ersparnisse,
das Strikegeld und die Beiträge der in= und ausländischen Arbeiter.
Die Gesamtrechnung setzt sich demnach wie folgt zusammen: Lohnverlust
3255 000 Pfd. Sterl., Strikegeld (40 000 Mann zu 12 Sh. 6 Pence die
Woche 31 Wochen lang) 775 000 Pfd. Sterl., Verausgabung angesammelter
Fonds 285 000 Pfd. Sterl., Auflagen und laufende Beiträge 300 000 Pfd. St.,
Darlehen 30 000 Pfd. Sterl., öffentliche Zeichnungen 170 000 Pfd. Sterl.
Die ähnlichen Gewerke mögen einen Verlust von 100 000 Pfd. Sterl. und
die gewöhnlichen Arbeiter einen von 50 000 Pfd. Sterl. gehabt haben. An
Privatersparnissen mögen etwa 500 000 Pfd. Sterl. geopfert worden sein.
Der Verlust der Arbeiter beziffert sich demmach im ganzen auf 4 680 000 Pfd. St.
Berechnet man den Verlust der Fabrikanten auf 5 696 000 Pfd. Sterl., so
stellt sich eine Gesamtsumme von 10 376 000 Pfd. Sterl. heraus.
8. Februar. (London.) Eröffnung des Parlaments. Die
Thronrede über auswärtige und Kolonialpolitik.
In der Thronrede werden die Beziehungen zum Auslande als
freundliche bezeichnet. Die Thronrede erwähnt sodann den Abschluß des
Friedensvertrages zwischen der Türkei und Griechenland, durch welchen die
territorialen Beziehungen der beiden Mächte im ganzen unverändert ge-
blieben seien. Die Schwierigkeit, in einigen Punkten der Frage der auto-
nomen Regierung Kretas zu einem einstimmigen Abkommen zu gelangen,
habe die Erwägungen der Mächte ungebührlich in die Länge gezogen; es
sei aber zu hoffen, daß diese Schwierigkeiten bald würden überwunden
werden. Es sei die anscheinend vertrauenswürdige Nachricht eingegangen,
der Khalif beabsichtige, gegen die egyptische Armee im Sudan vorzurücken.
Deshalb sei den betreffenden britischen Truppen die Weisung zugegangen,
nach Berber zur Unterstützung des Khedive abzugehen. Mit Abessynien sei
ein Freundschafts= und Handelsvertrag abgeschlossen worden. Hoffentlich
werde die Konferenz für die Frage der Zuckerprämien das Ergebnis haben,
daß die Zuckerprämien von den kontinentalen Staaten abgeschafft würden;
mittlerweile würden dem Parlament Maßnahmen vorgeschlagen werden, um
der unmittelbaren Notlage der westindischen Kolonien abzuhelfen und den
Produzenten über die gegenwärtige Krise hinwegzuhelfen. Der organisierte
Ausbruch des Fanatismus unter den Stämmen an der nordwestlichen Grenze
