Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

Großbritummien. (Februar 10. 24.) 253 
10. Februar. Die Regierung veröffentlicht den Vertrag mit 
Abeffinien. 
Danach besteht zwischen beiden Nationen freier Handelsverkehr. 
Großbritannien erhält hinsichtlich der Zollsätze alle Vorteile, die anderen 
Nationen bewilligt werden. Alles Material für den Dienst des äthiopischen 
Staates, welches über den Hafen von Zeila eingeführt wird, ist von Zöllen 
befreit. Der Transport von Feuerwaffen und Munition für König Menelik 
durch britisches Gebiet ist gestattet. Menelik ist verpflichtet, dem Durch- 
gang von Waffen und Munition für die Mahdisten, welche er als Feinde 
seines Reiches erklärt, jedes mögliche Hindernis in den Weg znu legen. 
Ende Februar. Die Regierung legt einen Plan zur Ver- 
mehrung der Landarmee vor. 
Der Kriegsminister schlägt vor, das Landheer gegen den vorjährigen 
Stand um 21739 Mann zu vermehren, so daß also unter Zurechnung der 
bereits im Vorjahre beschlossenen, aber noch nicht durchgeführten Erhöhung 
die Gesamtvermehrung sich auf 25000 Mann belaufen würde. Dabei soll 
die Artillerie in solchem Verhältnis verstärkt werden, daß auf je 1000 Bajon- 
nette und Säbel ein Geschütz kommt. Die Miliz und die Freiwilligenkorps 
läßt auch dieser Entwurf noch ohne Feldartillerie, wodurch natürlich der 
Wert dieser an und für sich schon nicht allzu kriegsbrauchbaren Truppen 
für den Einbruchsfall noch bedeutend herabgemindert wird. Anderseits 
wird festgestellt, daß, wenn die vom Kriegsministerium beantragte Ver- 
mehrung durchgeführt würde, die für den Auslanddienst bestimmten zwei 
Armeekorps genügende Ersatztruppen zur Verfügung haben würden. — Da 
die Militärbehörden seit Jahren schon die größten Schwierigkeiten haben, 
Mannschaften anzuwerben, so empfiehlt der Kriegsminister, daß man den 
Militärdienst jungen Leuten anziehender und einträglicher machen und den 
ausgedienten Soldaten besondere Vorteile gewähren müsse. Namentlich soll 
geer Mann nach fsiebenjähriger Dienstzeit Aussicht auf Zivilversorgung 
aben. 
Februar. Auf die Nachricht, daß französische Truppen auf 
Sokota (Westafrika) marschierten, fordert die englische Regierung 
von Frankreich Aufklärung hierüber. Hanotaux erklärt (21. Febr.), 
er halte die Nachricht für falsch, die französische Regierung beab- 
sichtige eine solche Unternehmung nicht. 
24. Februar. (Oberhaus.) Lord Salisbury über die grie- 
chische Anleihe und die Räumung Thessaliens. 
Auf eine Anfrage, ob die Regierung alles thue, um die Beschleuni- 
gung der Räumung Thessaliens herbeizuführen, erwidert Lord Salisbury: 
Die Türkei habe sich verpflichtet, Thessalien zu räumen, sobald die Anleihe 
zur Regelung der Kriegsentschädigung in gehöriger Form publiziert sei. 
Letzteres sei noch nicht geschehen. England, Frankreich und Rußland hätten 
sich bereit erklärt, einen beträchtlichen Betrag der Anleihe zu garantieren, 
doch sei dies eine Geschäfts-Angelegenheit, die der Erörterung und mancher 
Vorkehrungen bedürfe, um die Anschauungen der drei Mächte in Einklang 
zu bringen, so daß die Garantie in Wirksamkeit treten könnte. Er glaube, 
die Garantie sei auf dem Punkte, wirksam zu werden, und er hoffe, die 
Emission der Anleihe werde ein schnelles Ergebnis zeitigen. Sobald die 
Anleihe ausgegeben sei, zweifele er nicht, daß die Kriegsentschädigung ge-
	        
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