300 Stalien. (Oktober 13.c—November 17.)
Vorschlage, mit dem wir befaßt sind, einen formellen Beschluß zu fassen.
Ich bitte Sie deshalb, dem Grafen Murawiew mitzuteilen, daß die Re-
gierung des Königs es annimmt, an der Konferenz teilzunehmen.
13. Oktober. (Venedig.) Das deutsche Kaiserpaar hat eine
Zusammenkunft mit König Humbert und der Königin Margherita.
16. November. Der König eröffnet das Parlament mit einer
Thronrede.
Es heißt darin über die innere und äußere Lage: Das nun zu Ende
gehende Jahr erfreute sich an seinem Anfang der Feste zur Erinnerung an
die Erhebung Italiens und an die Einsetzung der nationalen Institutionen.
Wenn an einigen Orten Tumulte infolge antipatriotischer Propaganda und
eines wahren Aufruhrgeistes entstanden, so brachen sie in anderen Teilen
Italiens aus infolge der mißlichen wirtschaftlichen Lage, die von den Agi-
tatoren geschickt ausgebeutet wurde; diese Unruhen hatten sehr traurige
Folgen. Die größte Wohlthat, die die Italiener heute erwarten, ist die
der Ruhe, damit sie durch Arbeit diejenige bessere soziale Lage, welche alle
ersehnen, erreichen können. Aber fruchtbare Arbeit ist nicht möglich ohne
unbedingteste Achtung vor den Gesetzen und den sozialen Institutionen und
Organisationen. Mein Herz sehnt sich nach dem Angenblick, wo ich in der
Gewißheit, daß die schlimmen Tage sich nicht erneuern können. Gebrauch
von dem teuersten Recht machen kann, das mir die Verfassung verleiht,
nämlich ihren Familien diese Irregeführten wiederzugeben, die, getäuscht
durch trügerische Hoffnungen, die man ihnen vorspiegelte, Opfer der trü-
gerischen und verabscheuungswürdigen Form wurden, in der unter den
Massen humanitäre Bestrebungen verbreitet wurden. Um diesen Tag zu
beschleunigen, wende ich Mich an Mein Volk, das mit Mir Freude und
Leid teilt und noch jüngst an dem freudigen Ereignis im königlichen Hause
innigen Anteil nahm, in dem Vertrauen darauf, daß es Meine Regierung
unterstützen wolle bei der heiligen Aufgabe, die noch nicht vernarbten
schmerzlichen Wunden baldigst zu heilen. Unsere Beziehungen zu allen
Mächten sind sehr herzlich. Das beweist die Art, in welcher der Initiative
entsprochen wurde, welche Meine Regierung in einer Frage ergreifen zu
sollen geglaubt hat, welche den Frieden und die Ruhe der bürgerlichen
Welt in hohem Maße angeht. Binnen wenigen Tagen wird in Rom eine
Konferenz zusammentreten, zu der wir alle Mächte Europas eingeladen
haben, um Mittel zu suchen, welche Europa und der gegenwärtigen Zivili-
sation entsprechen und geeignet sind, den verbrecherischen Absichten Zügel
anzulegen, die sich erst kürzlich in der schrecklichsten Form durch den Mord
an jener erhabenen, gütigen, in Nächstenliebe aufgehenden Frau kundgethan
haben. Wir haben den festen Entschluß, in Afrika eine Politik des Frie-
dens und der Sammlung zu befolgen, welche mit unseren kolonialen Plänen
und unseren Interessen in Europa in Einklang steht. Im Inneren wird
man darüber wachen, die verfassungsmäßigen Einrichtungen und Freiheiten
in einer so erhabenen Sphäre zu erhalten, daß sie allen Achtung und
loyales Befolgen auferlegt. — Ueber das Verhältnis zur Kurie heißt es:
In den Beziehungen zur Kirche wird Meine Regierung die Politik der
Freiheit befolgen, welche in den Traditionen und in der Gesinnung des
italienischen Volkes gegründet ist; und, von steter Achtung gegen die Re-
ligion erfüllt, wird die Regierung in allen Fällen die Rechte der Zivil-
gewalt zu wahren wissen.
17. November. Die Kammer wählt Zarnadelli zum Prä-
sidenten gegen die Stimmen der Rechten.