Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

306 Die Römische Hurie. (November 11.—Dezember 23.) 
deshalb vor mehreren Jahren unser Wunsch, daß ein feierlicher eucharistischer 
Kongreß unter dem Vorsitz eines französischen Kardinals in Jerusalem ab- 
gehalten werde, wo das große Sakrament, das göttliche Pfand der Einigung 
unter den Gläubigen, eingesetzt wurde. Setzet Eure Pilgerfahrten nach dem 
Heiligen Lande fort!“ 
11. November. Der Payst richtet folgenden Brief an den 
Erzbischof Krementz von Köln über die Schenkung der Dormitio 
durch Kaiser Wilhelm (vgl. Türkei): 
Leo P. P. XIII. 
Mein geliebter Sohn! Gruß und apostolischen Segen! 
Mit Freuden haben Wir Deinen Brief empfangen, durch welchen 
Du Uns Nachricht von der Schenkung der Dormitio der Gottesmutter gabst., 
welche jüngst Euer Kaiser zu Jerusalem erworben und den deutschen Katho- 
liken überwiesen hat. Diese Thatsache war bereits vom Kaiser selbst Uns 
in zuvorkommendster Weise mitgeteilt, und haben Wir Uns beeilt, den 
Ausdruck Unseres Dankes, wie es ein solches Geschenk verlangt, Hoch- 
demselben umgehend kundzugeben. Es ist nun für Uns eine große Freude, 
zu beobachten, wie die Katholiken Deutschlands den geziemenden Dank für 
diese hochherzige Wohlthat sowohl durch ihre Gesinnung, wie durch man- 
cherlei Kundgebungen ihrer Ergebenheit, wie es sich gebührt, eifrigst abzu- 
statten bestrebt sind. Wir vertrauen zuversichtlich, daß nunmehr mit einer 
von Tag zu Tag wachsenden Verehrung der Gottesmutter jene Gläubigen 
fromme Wallfahrten nach dieser Stätte unternehmen werden, welche nach 
der Ueberlieferung dem Dahinscheiden der allerseligsten Jungfrau Maria 
geweiht ist. Durch diese Verehrung werden in der That sowohl dort die 
einzelnen Gläubigen sich in besonderer Weise die gnädige Zuneigung der 
hehren Gottesmutter in reichlichem Maße erwerben und sicherlich durch ihr 
Gebet erreichen, daß sie auf das gesamte deutsche Volk in besonderer Huld 
herabblicke und Euch sowohl in den Angelegenheiten der Kirche wie des 
Staates mit besonderem Schutze beistehe. Dir, mein geliebter Sohn, sowie 
den Uebrigen, welche sich in besonderer Weise in Vereinigung mit Dir um 
die Errichtung eines Heiligtums der Gottesmutter in Palästina bemühen, 
sowie dem gesamten katholischen Volke Deutschlands erteilen Wir als Unter- 
pfand himmlischer Gnaden und als Zeichen Unseres besondern Wohlwollens 
von ganzem Herzen den Apostolischen Segen. 
Gegeben zu Rom bei St. Peter am 11.November 1898, im 21. Jahre 
Unseres Pontifikates. Leo P. P. XIII. 
19. Dezember. (Rom.) Der „Osservatore Romano“ schreibt 
über die Protektoratsfrage im Orient: 
„Wir glauben, dem lebhaften Verlangen aller derjenigen zu ent- 
sprechen, welche der Kirche und dem Papsttum dienen, indem wir den Wunsch 
zum Ausdruck bringen, daß der in Zeitungen verschiedener Länder geführte 
Streit wegen der Frage des Protektorates über die Katholiken im Orient 
aufhören möge. Diese Polemiken haben keine ernsthafte Existenzberechtigung 
und liefern, wenn auch unberechtigt, der dem Heiligen Stuhle feindlich ge- 
sunttin sektiererischen Presse einen Vorwand, die Eintracht der Christenheit 
zu stören.“ 
23. Dezember. Ansprache des Papstes über die Anarchisten 
und die Lage der Kirche in Italien. 
Der Papst empfängt eine Anzahl Kardinäle und Bischöfe und er-
	        
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