326 Rußland. (Juli 29.— August 29.)
in Finnland in Friedenszeit unter den Waffen gehalten werden, beträgt noch
nicht ganz 6000 Mann, also eine Zahl, die für das russische Heer nicht
sehr ins Gewicht fällt. In Finnland herrscht allgemeine Wehrpflicht, und
das Los entscheidet über die Verteilung der Stellungpflichtigen in den
aktiven Dienst und die Reserve. Die aktiven Truppen dienen drei Jahre,
worauf sie für zwei Jahre in die Reserve übertreten. Diejenigen, die un-
mittelbar zur Reserve geschrieben werden, bleiben fünf Jahre in ihr; sie
werden in den ersten drei Jahren zu Uebungen eingezogen. Nach der Ab-
sicht des russischen Kriegsministeriums soll nun das finnische Wehrpflicht-
gesetz den in Rußland geltenden Vorschriften angepaßt werden, so daß die
Dienstzeit im aktiven Heere fünf Jahre und in der Reserve acht Jahre be-
trägt, daneben wird sich der außerordentliche Landtag noch mit Fragen, die
die Organisation des finnischen Heerwesens betreffen, zu beschäftigen haben.
(„Tägl. Rdsch.“)
29. Juli. (Peterhof.) Das Zarenpaar empfängt den Be-
such des Königs und des Thronfolgers von Rumänien.
27. August. Die offiziöse „Deutsche St. Petersburger Ztg.“
dementiert die Gerüchte, daß Rußland den Hafen Raheita im Roten
Meere als Flottenstation erwerben wolle.
28. August. (Moskau.) Enthüllung eines Denkmals des
Zaren Alexanders II. durch Kaiser Nikolaus.
28. August. (Moskau.) Auszeichnung des Oberprokureurs
des hl. Synod Pobjedonoszew.
Der Zar übersendet ihm den Andreasorden mit einem Reskript, in
dem die Verdienste Pobjedonoszews als Jurist und Oberprocureur des hei-
ligen Synods gerühmt werden. Der Zar erwähnt, daß Pobjedonoszew.
seinen verantwortlichen Posten schon unter Alexander II. bekleidet, daß er
von Alexander lIllI. besonders hochgeschätzt und deshalb zum Lehrer des
gegenwärtigen Zaren erwählt worden sei. Der Zar spricht von dem Danke,
den er Pobjedonoszew schulde, und schließt dann: „Ihre so stolze, in Wahr-
heit hervorragende Thätigkeit zum Nutzen der Kirche und des Vaterlandes
bewegt mich nun hier, im Herzen Rußlands, inmitten der Moskauer Heilig-
tümer, mich an Sie aufs neue mit Worten inniger Dankbarkeit zu wenden,
als deren sichtbares Zeichen der hier beifolgende Andreasorden dienen möge.
Ich wünsche aufrichtig, die göttliche Vorsehung möge mir noch lange ge-
statten, Ihre vielerfahrene Mitwirkung zu benutzen, und bleibe Ihr stets
unverändert wohlgeneigter und innig dankbarer Nikolaus."
29. August. Kaiserliche Kundgebung für eine internationale
Abrüstungskonferenz.
Der „Regierungsbote" veröffentlicht folgende Mitteilung, die Graf
miechateln am 24. allen in Petersburg beglaubigten Gesandten ge-
macht hat:
„Die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens und eine mögliche
Herabsetzung der übermäßigen Rüstungen, welche auf allen Nationen lasten,
stellen sich in der gegenwärtigen Lage der ganzen Welt als ein Ideal dar,
auf das die Bemühungen aller Regierungen gerichtet sein müßten. Das
humane und hochherzige Bestreben Sr. Majestät des Kaisers, meines er-
habenen Herrn, ist ganz dieser Aufgabe gewidmet. In der Ueberzeugung,