338 Türtei. (November 1.)
Interesse der deutschen Katholiken dem deutschen Verein vom Hei-
ligen Lande zur freien Nutznießung. Der Kaiser telegraphiert dem
Vorstande des Vereins:
Seine Majestät der Sultan haben Mir das Grundstück Dormition
de la Sainte Vierge hierselbst übereignet und Ich habe beschlossen, dasselbe
dem deutschen Verein vom heiligen Lande zur freien Nutznießung im Interesse
der deutschen Katholiken zu überweisen. Ich freue Mich, damit einen
dringenden Wunsch Meiner katholischen Unterthanen erfüllen zu können.
Dieselben mögen hierin einen Beweis Meiner landesväterlichen Fürsorge
erblicken, mit welcher Ich, obwohl anderer Konfession, stets bestrebt bin,
über ihre religiösen Interessen zu wachen. Wilhelm I. R.
Der Vorstand des Vereins erwidert:
Eurer Majestät sprechen wir für die huldreichste Ueberweisung der
Dormition an die deutschen Katholiken den tiefgefühltesten Dank aus. Das
für die ganze Christenheit hochbedeutsame Grundstück ist für die katholische
Welt eine höchst verehrungswürdige Stätte. Sein Besitz wird dem deutschen
Verein vom heiligen Lande ein unschätzbares Mittel für immer sein, um
im Orient die katholischen deutschen Interessen zu fördern. In tiefster Ehr-
furcht und dankbarster Liebe Eurer Majestät treugehorsamster Vorstand des
deutschen Vereins vom heiligen Lande. Kardinal Krementz. Weihbischof
Dr. Schmitz. Landrat Janssen.
An den Papst telegraphiert der Kaiser:
Ich bin glücklich, zur Kenntnis Euerer Heiligkeit bringen zu können,
daß Ich dank der wohlwollenden Vermittlung Seiner Majestät des Sultans,
der Mir bereitwillig diesen Beweis persönlicher Freundschaft gegeben hat,
in Jerusalem das „Dormition de la Sainte Vierge“ genannte Grundstück
habe erwerben können. Ich habe beschlossen, dieses durch so viele fromme
Erinnerungen geheiligte Grundstück Meinen katholischen Unterthanen und
insbesondere dem deutschen katholischen Verein vom heiligen Lande zur Ver-
fügung zu stellen. Es hat Meinem Herzen wohlgethan, bei diesem Anlaß
zu bekunden, wie teuer Mir die religiösen Interessen der Katholiken sind,
welche die göttliche Vorsehung Mir anvertraut hat. Ich bitte Euere Heilig-
keit, die Versicherung Meiner aufrichtigsten Zuneigung entgegenzunehmen.
Der Papst erwidert:
Wir sind sehr gerührt durch das gütige Telegramm, das Euere
Majestät an Uns gerichtet haben, um Ihre Entschließung zu Unserer Kenntnis
zu bringen, Ihren katholischen Unterthanen das „Dormition de la Sainte
Vierge“ genannte Grundstück in Jerusalem zu überweisen, welches Euere
Majestät erworben haben. Indem Wir Unsere lebhafte Genugthunng be-
zeugen, sind Wir gewiß, daß die Katholiken dankerfüllt für Euere Mojestät
sein werden, und gern verbinden Wir Unsere aufrichtigsten Danksagungen
mit denen der anderen.
1. November. (Jerusalem.) Der Kaiser besucht die
Templer-Kolonie und erwidert auf die Ansprache des Führers der
deutschen Kolonisten:
Ich freue Mich, hier so viele Landsleute zu sehen, und Ich danke
Euch für den schönen Empfang. Es freut Mich, daß Ihr es verstanden
habt, durch Euer persönliches Leben Euren Nachbarn ein gutes Beispiel zu
geben, und daß Ihr gezeigt habt, wie man es machen muß, um in diesen
Ländern dem deutschen Namen Achtung zu verschaffen. Ihr habt, wie Ich
schon in den anderen Kolonien gesehen habe, durch Eueren Fleiß und Euere