Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

350 Nordemerihs. (April 11.) 
zu setzen, den Frieden auf der Insel herzustellen. Wenn sich später zeigt, 
daß auf der Insel eine Regierung errichtet ist, welche fähig ist, die Pflichten 
einer selbständigen Nation zu erfüllen, dann kann dieselbe sofort anerkannt 
und deren Beziehungen zu den Vereinigten Staaten geordnet werden. 
Hierauf führt die Botschaft aus: Es verbleibt die Alternative einer Inter- 
venlion zur Beendigung des Krieges, entweder in der Rolle des Unpartei- 
ischen und Neutralen, indem ein vernünftiges Kompromiß zwischen den 
Streitenden durchgesetzt wird, oder in der des aktiven Verbündeten der 
einen oder der anderen Partei. Der Geist aller unserer bisherigen Hand- 
lungen ist der ernste selbstlose Wunsch nach dem Frieden und der Wohl- 
fahrt Kubas gewesen. Eine zwangsweise Intervention der Vereinigten 
Staaten als neutraler Partei, um dem Krieg ein Ende zu machen, in Be- 
folgung vieler geschichtlichen Präzedenzfälle, ist mit vernünftigen Gründen 
zu rechtfertigen; eine solche schließt indessen einen feindseligen Zwang gegen 
beide Parteien ein, sowohl um einen Waffenstillstand durchzusetzen, als 
auch die schließliche Beilegung zu leiten. Der Präsident setzt hierauf aus- 
führlich die Gründe auseinander, welche eine Intervention rechtfertigen, 
und kommt danach auf das Unglück der „Maine“ zu sprechen, welches das 
Herz der Nation mit unaussprechlichem Schauder erfüllt habe. Das Unter- 
suchungsgericht, welches über das uneingeschränkte Vertrauen der Regierung 
gebiete, habe sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß das Unglück durch 
eine unterseeische Mine verursacht sei, habe aber nicht festgestellt, wem die 
Verantwortlichkeit zufalle. Der Präsident führt hierauf eine Depesche des 
Gesandten in Madrid Woodford vom 26. März an, in welcher dieser er- 
klärt, der spanische Minister des Aeußern Gullon habe versichert, Spanien 
werde in der „Maine“-Angelegenheit alles thun, was Ehre und Gerechtig- 
keit verlangen könnten. In einer anderen Depesche wird der Wunsch aus- 
gesprochen, alle Streitigkeiten einem von Experten gebildeten Schiedsgericht 
zu unterbreiten, dessen Schiedsspruch Spanien im voraus annehme; auf 
diesen Vorschlag sei von seiten der Vereinigten Staaten keine Antwort ge- 
geben worden. Die Botschaft fährt sodann fort: Die lange Erfahrung 
beweise, daß das Ziel, in dessen Verfolgung Spanien den Krieg auf Kuba 
führe, durch die gegenwärtig angewandten Mittel nicht erreicht werden 
könne. Die einzige Hoffnung auf Wiederherstellung der Ruhe und Be- 
endigung des Kriegszustandes, der nicht mehr geduldet werden könne, bilde 
die Pazifikation Kubas durch Gewalt, im Namen der Menschlichkeit und 
der Zivilisation, im Namen der gefährdeten amerikanischen Interessen, 
welche das Recht und die Pflicht gäben, zu reden und zu handeln; der 
Krieg auf Kuba müsse zu Ende kommen: Ich bitte den Kongreß, den 
Präsidenten zu ermächtigen, Maßregeln zu ergreifen, um ein vollständiges 
und definitives Ende der Feindseligkeiten zwischen der spanischen Regierung 
und dem kubanischen Volke herbeizuführen und die sofortige Einrichtung 
einer dauerhaften Regierung durchzusetzen, die fähig ist, die Ordnung auf- 
recht zu erhalten, die internationalen Verpflichtungen zu beobachten und 
den Frieden und die Sicherheit ihrer Bürger und der unfrigen zu gewähr- 
leisten. Die Botschaft bittet ferner, der Präsident möge ermächtigt werden, 
die See= und Landstreitkräfte der Vereinigten Staaten zur Erreichung dieses 
Zieles und im Interesse der Menschlichkeit zu verwenden. Sodann verlangt 
die Botschaft die Bewilligung einer Unterstützung für die Notleidenden auf 
Kuba. Der Präsident schließt: Das Ergebnis ruht nunmehr in den Händen 
des Kongresses, das ist eine feierliche Verantwortlichkeit. Ich habe alle 
Anstrengungen erschöpft, um diesem unduldbaren Zustand vor unseren 
Thoren ein Ende zu setzen. Ich erwarte jetzt Ihre Aktion. 
Der Botschaft ist ferner noch folgende Erklärung angeschlossen: Seit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.