Nordemerika. (Juli 3.—26.) 355
3. Juli. Admiral Sampfon schickt folgende Depesche von
Santiago:
Die unter meinem Befehl stehende Flotte hat der amerikanischen
Nation als Geschenk zur Feier des Unabhängigkeitsfestes die Zerstörung
der ganzen Flotte Cerveras beschert. Niemand ist entkommen. Die spa-
nische Flotte machte heute früh 9½ Uhr den Versuch, zu entkommen. Um
2 Uhr nachmittags war auch das letzte spanische Schiff, der „Cristobal
Colon“", 60 Meilen westlich von Santiago aufgelaufen und strich die Flagge.
Die „Maria Theresa“, der „Almirante Oquendo“ und die „Vizcaya“ wur-
den gezwungen, auf den Strand zu laufen, in Brand gesteckt und in die
Luft gesprengt, weniger als 20 Meilen von Santiago. Der „Furor“ und
der „Pluton“ wurden schon vier Meilen vom Hafen zerstört. Auf unserer
Seite wurde einer getötet und zwei verwundet. Die Verluste auf seiten
des Feindes betragen wahrscheinlich einige Hundert, welche durch Schüsse,
durch das Feuer, die Explosionen und durch Ertrinken umgekommen sind.
beir tbaben ungefähr 1300 Gefangene gemacht, unter denen sich auch Cervera
efindet.
4. Juli. (Neu-Schottland.) Der französische Passagier-
dampfer „La Bourgogne“ wird durch die amerikanische Bark „Cro-
marthysire“ angerannt und zum Sinken gebracht. 565 Personen
ertrinken, 182 werden gerettet. Es werden heftige Vorwürfe gegen
die Schiffsmannschaft erhoben, die auf die eigene Rettung bedacht
gewesen sei.
7. Juli. Der Senat genehmigt die Angliederung von
Hawaii mit 43 gegen 41 Stimmen.
18. Juli. Proklamation des Präsidenten Mac Kinley über
die Einsetzung einer Regierung in Santiago de Cuba.
Der Kommandeur, General Shafter, erhält Vollmacht bezüglich
der Verwaltung der Provinz. Die Proklamation bestätigt die förmliche
Errichtung einer neuen politischen Gewalt in Kuba und sichert der Bevöl-
kerung absolute Sicherheit für Person und Eigentum zu, sowie auch für
die Ausübung ihrer privaten Rechte und geschäftlichen Beziehungen. Alle
gegenwärtig im Besitze der amerikanischen Land= und Seestreitkräfte befind-
lichen Häfen und Plätze werden dem Handel aller neutralen Nationen ge-
öffnet sein für solche Artikel, welche keine Kriegs-Kontrebande sind, gegen
Zahlung der zur Zeit der Einfuhr in Kraft befindlichen Zölle. Die ein-
heimische Konstablermannschaft wird, soweit dies thunlich, erhalten bleiben,
ebenso die vor Okkupation im Amt befindlichen ordentlichen Gerichte. Die
wichtigste Aenderung für Santiago ist eine Tarifreduktion des Tonnengeldes
bei Schiffen, welche 2000 und mehr Tonnen führen, von einem Dollar per
Tonne auf zwanzig Cents.
26. Juli. Frankreich übernimmt die Vermittlung zwischen
Spanien und den Vereinigten Staaten.
Eine amtliche Bekanntmachung der amerikanischen Regierung sagt:
Der französische Botschafter Cambon hat im Namen der spanischen Regie-
rung und auf das Ansuchen des Ministers des Aeußern dem Präsidenten
im Weißen Hause eine Botschaft der spanischen Regierung überreicht, welche
das Ende des Krieges und die Feststellung der Friedensbedingungen bezweckt.
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