364 Instralien und Südsee. (Juni 3.—Oktober 1.)
3. Juni. Abstimmungen über die Föderation in Victoria,
Tasmania, Neu-Südwales.
Das Resultat ist folgendes:
Gesamtzahl der Abgegebene Stimmen
Stimmberechtigten für Föderation gegen
Victoria 252,000 86.000 19,000
Tasmania 31,000 12,700 2700
Neu-Süd-Wales 293,000 68,283 63,499
Da aber in Süd-Wales ein Minimum von 80.000 Stimmen für
die Föderation nötig ist, um die Zustimmung dieses Staates zu ihr zu
involvieren, so ist sein Botum praktisch eine Ablehnung des Föderations-
planes. Heute stimmt Südaustralien, und später Westaustralien ab. Wenn
drei Kolonien sich für die Föderation aussprechen, so kann sie für sie ins
Werk gesetzt werden; das Draußenbleiben von Neu-Süd-Wales, der wich-
tigsten Kolonie, von der zudem die ganze Föderationsbewegung ausging
würde sie aber von Anfang an zu einem Mißerfolg verurteilen. Die hiefigen
Blätter halten daher dafür, daß die Realisierung des Planes durch die
gestrige Abstimmung für mehrere Jahre hinausgeschoben ist, und sie geben
ihrer lauten Enttäuschung unverhohlenen Ausdruck. Was der Bewegung
in Sydney geschadet hat, ist die Erkenntnis, daß die Föderation ohne
Zweifel eine Schutzzollpolitik befolgen und Neu-Süd-Wales zwingen würde,
vom Freihandel, dem es so viel verdankt, abzugehen. Die Engländer
haben gehofft, daß mit dieser Schutzzollpolitik eine Begünstigung des
Mutterlandes nach Canadas Vorbild Hand in Hand gehen werde, und
eben aus diesem Grund haben andere Staaten, wie Deutschland, keine Ur-
sache, das Scheitern der australischen Föderation zu beklagen. In Neu-
Süd-Wales hat man zudem berechnet, daß die Föderation der Kolonie eine
jährliche Mehrausgabe von mindestens fünf Millionen Mark verursachen
würde. (Münch. N. Nachr.)
12. August. (Hawaii.) Die amerikanische Flagge wird in
Honolulu gehißt.
22. August. (Samoa.) König Malietoa am Fieber f.
Der deutsche, der englische und der amerikanische Konsul, der Ober-
richter und der Vorsitzende des Munizipalrates von Apia führen
die Regierungsgeschäfte bis zur Wahl eines Nachfolgers.
1. Oktober. (Samoa.) Der deutsche Kreuzer „Bussard“
bringt den Prätenden Mataafa und seine mit ihm verbannt ge-
wesenen Anhänger nach Apia zurück.