Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

18 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 17.)
 
dem glorreichen Zepter unseres großen Kaisers und Königs Wilhelm des 
Großen hat Fürst Bismarck als erster seiner Paladine durch seine ge- 
waltige Geistes= und Tatkraft und durch den ihm nie fehlenden Erfolg 
an erster Stelle dazu beigetragen, den Traum des deutschen Volkes zu 
erfüllen und ein einiges, mächtiges, Frieden gebietendes Deutschland zu 
schaffen. Gleich nach dem Hinscheiden des Fürsten hatten einige Mit- 
glieder unter Führung unseres Vicepräsidenten Frhrn. v. Manteuffel die 
Gelegenheit, namens des hohen Hauses einen Kranz am Sarge des Ver- 
ewigten niederzulegen und den Gefühlen der Trauer und Verehrung namens 
des Herrenhauses Ausdruck zu geben. (Bravol) Das Herrenhaus betrachtet 
es als ein Vorrecht, daß Fürst Bismarck, der in der Geschichte zu allen 
Zeiten als einer der Ersten Preußens und Deutschlands genannt und als 
einer der größten Staatsmänner aller Zeiten und aller Nationen verehrt 
werden wird, zu seinen Mitgliedern bis zu seinem letzten Atemzuge ge- 
zählt hat. Sie alle haben sich bereits von Ihren Sitzen erhoben, um der 
Ehrung unseres dahingeschiedenen Mitgliedes Fürsten Otto von Bismarck 
Ausdruck zu geben. 
              17. Januar. (Württemberg.) Die erste Legislaturperiode 
des Landtags wird durch den Ministerpräsidenten geschlossen. 
              17. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Prä- 
sidentenwahl. Nekrolog auf Bismarck. Vorlegung des Etats. 
               Das Präsidium der letzten Session, die Abgg. v. Kröcher (D. kons.), 
v. Heeremann (Z.), Krause (nl.) werden wiedergewählt. 
              Präsident v. Kröcher: Ehe wir in unsere Geschäfte eintreten, wird 
es nötig sein, des großen Verlustes zu gedenken, den die preußische Mon- 
archie im Laufe des vorigen Jahres dadurch erlitten hat, daß Fürst 
Bismarck am 30. Juli 1898 dahingeschieden ist. Meine Herren, jeder, dem 
ein gut preußisches Herz in der Brust schlägt, — und das sind wir alle, 
und hoffentlich wird es in diesem Hause immer so bleiben, — der wird 
stets dankbar dafür sein, daß der Fürst durch seinen Rat, seine Tatkkraft, 
seine Weisheit und seine Mäßigung wesentlich dazu beigetragen hat, 
Preußen auf die Stelle in Deutschland, Deutschland auf die Stelle in der 
Welt zu stellen, welche beiden gebührt. Meine Herren, der Fürst ist am 
30. Juli gestorben, also in einer Zeit, wo der Landtag nicht versammelt 
war. Deswegen hielt ich mich nicht für befugt, namens des Hauses eine 
Beileidskundgebung den Hinterbliebenen zu übermitteln. Ich habe mich 
darauf beschränkt, dem ältesten Sohne des Fürsten meine Ueberzeugung 
auszusprechen, daß das Haus ein sichtbares Zeichen seines Beileids gegeben 
haben würde, wenn es dazu in der Lage gewesen wäre. (Beifall.) Meine 
Herren, Sie haben sich zu meiner Freude schon von Ihren Plätzen erhoben, 
ehe ich die Bitte gestellt hatte, sich zu erheben. Es wird von einer späteren 
Entschließung des Hauses und von den Anordnungen zur Beisetzung ab- 
hängen, ob und in welcher Weise sich das Haus an der Beisetzung be- 
teiligt. (Zustimmung.) 
           Die Polen, die vor Beginn der Ansprache den Saal verlassen hatten, 
finden sich wieder im Saale ein. 
           Hierauf legt Finanzminister v. Miquel den Etat vor. Dieser ist 
in Einnahme und Ausgabe auf 2326327348 M festgesetzt. Von den Aus- 
gaben entfallen  2187175538  M     auf das Ordinarium und 139151810 M   
auf das Extraordinarium. Gegenüben den Veranschlagungen für das 
laufende Etatsjahr ergeben diejenigen für 1899 bei den Einnahmen ein 
Mehr von 138799964 M .  bei den Ausgaben einen gleichen Mehrbetrag,
	        
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