Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

312 Aebersit der politischen Entwicelnns des Jahres 1899. 
gebung sichern, daß er dem Goldminendistrikt weit weniger als die 
Hälfte der Sitze im Volksrate zusprach und endlich sämtliche Zu- 
geständnisse von dem Versprechen Englands abhängig machte, alle 
später etwa entstehenden Streitigkeiten einem Schiedsgericht zu 
unterbreiten. Diese Bedingungen waren für England unannehm- 
bar. Die englische Regierung hatte die Beschwerden der Ausländer 
unterstützt in der Absicht, der englischen Rasse die Vorherrschaft in 
Südafrika zu sichern und zu dem Zwecke allmählich auch die Re- 
gierung Transvaals in englische Hände zu bringen. Krügers Be- 
dingungen schoben diesem Vorhaben einen Riegel vor: die Ver- 
teilung der Mandate garantierte den Holländern die Majorität, 
und die Anerkennung des Schiedsgerichts wäre gleichbedeutend mit 
der Anerkennung der Unabhängigkeit der Südafrikanischen Republik 
gewesen, über die England ein Suzeränetätsrecht geltend gemacht 
hatte. Die Anglisierung Südafrikas hätte dadurch aufs schwerste 
behindert werden müssen, denn das Schiedsgericht hätte natürlich 
nur nach dem geltenden Rechtszustande entscheiden und alle künf- 
tigen Ansprüche der Ausländer abweisen müssen, mochten sie auch 
nach der Lage der Dinge, nach den allgemeinen Machtverhältnissen, 
nach ihrer Überlegenheit an Zahl und Kultur auch noch so gerecht- 
fertigt sein. Da keine Partei nachgeben konnte, ohne die Zukunft 
ihrer Nation zu gefährden, so verlief die Konferenz resultatlos. 
Aber da England die Frage einmal angerührt hatte, so wurde es 
notwendig gedrängt, auf dem eingeschlagenen Wege fortzuschreiten. 
Das forderten einmal die englischen Unterthanen in der Südafrika- 
nischen Republik, es ging auch nicht an, daß England ohne Schaden 
für sein Prestige vor dem Widerspruch der kleinea Burenrepublik 
seinen Anspruch aufgab und eine große Anzahl seiner Unterthanen in 
einer thatsächlich drückenden Lage beließ. Daß die übrigen, nicht- 
englischen, Ausländer in Transvaal allgemein auf Seiten der 
Burenrepublik standen, ist erklärlich. Für sie stand nur die Frage, 
ob sie unter englischer oder holländischer Herrschaft stehen sollten, 
und da ist es natürlich, daß sie die holländische als die schwächere 
vorzogen. Diese ermöglicht es ihnen, ihre Nationalität beizube- 
halten, während die Ausbreitung der englischen früher oder später 
mit der Anglisierung aller nichtenglischen Elemente enden mußte.
	        
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