Grehjbritannien. (September Ende — November 4.6.) 231
Ende September. Die Presse beobachtet die Sammlungen
der Buren auf dem Festlande und in Amerika mit Mißtrauen.
Ein etwaiger Empfang der Generale durch den Deutschen Kaiser
wird vielfach als Unfreundlichkeit gegen England angesehen.
1. Oktober. (London.) Vertrag zwischen der Regierung
und der atlantischen Cunardlinie.
Um zu verhindern, daß die Cunardlinie dem amerikanischen Trust
beitritt, zahlt ihr die Regierung eine jährliche Subvention von 150000 Pfd.
Ferner sollen zwei große und schnelle neue Dampfer für den atlantischen
Handel sofort in Angriff genommen werden, wozu die Regierung das Geld
zu einem Zinsfuße von 23/4% zu geben hat. Die Cunard-Gesellschaft
verpflichtet sich, nicht nur dem amerikanischen Trust fernzubleiben, sondern
daß die Verwaltung der Linie nicht in die Hände von Ausländern —
welcher Nation dieselben auch angehören mögen — kommen solle. Die
sämtlichen Schiffe der Gesellschaft sollen im Kriegsfalle stets der britischen
Regierung zur Verfügung stehen.
10. Oktober. (Birmingham.) Kolonialminister Chamberlain
erklärt, die Regierung werde eventuell Anderungen an der Schul-
vorlage bewilligen, aber bei Ablehnung des Entwurfs zurücktreten.
— Ein Teil der liberalen Unionisten mißbilligt die Vorlage.
Ende Oktober. Es wird bekannt, daß Kolonialminister
Chamberlain eine Reise nach Südafrika unternehmen will. Die
Absicht wird mit Zustimmung begrüßt.
4./6. November. (Unterhaus.) Nachtragskredit für not-
leidende Buren und Briten in Südafrika. Zurückführung von
Gefangenen.
Schatzkanzler Ritchin beantragt 8 Mill. Pfd. zu bewilligen, die
teils an Buren und loyale Kolonisten in Südafrika, also à fonds perdu,
gegeben, teils Buren und anderen Personen als Darlehen vorgestreckt
werden sollten. Dabei führt der Schatzkanzler aus, die Regierung habe
anfangs dafür gehalten, daß die in den Friedensbedingungen erwähnten
drei Millionen keine Gabe Englands, sondern einen Teil der neuen Trans-
vaal-Anleihe darzustellen hätten. Die Burenführer hätten dagegen betont,
daß eine Transvaal zur Last fallende Anleihe von drei Millionen Pfund
dem Geiste der Friedensbedingungen nicht Genüge tun würde. Die Regie-
rung habe daher, in der Erwägung, daß der Wortlaut des Friedens-
abkommens diese Auffassung immerhin zulasse, und von dem Wunsche
beseelt, die Erweckung jedes berechtigten Gefühls von Unzufriedenheit bei
den Buren zu vermeiden, geglaubt, in Uebereinstimmung mit den Inter-
essen Südafrikas und den Gefühlen des britischen Volkes zu handeln,
wenn sie diese Last auf das Reich übernehme. Geschehe die Bewilligung aber
aus Reichsmitteln, so müsse auch eine entsprechende Bewilligung für die
loyalen Kolonisten erfolgen. Die neue Anleihe soll aus der Transvaal=
Anleihe zurückbezahlt werden. Letztere sei noch nicht ausgegeben, da der
gegenwärtige Zeitpunkt ungünstig erscheine; er hoffe indessen, daß das
Frühjahr eine günstige Gelegenheit dafür bieten werde.
Am folgenden Tage erklärt Kolonialminister Chamberlain, daß