Die Herreichisch-ungarische Menarchie. (Januar 28.) 191
Waffen und Branchen, sowie für die Unteroffiziere gegen eine angemessene
Kompensation. Die Vorbedingungen für die Einführung der zweijährigen
Dienstzeit wenigstens bei der Infenterie würden auch in Oesterreich erst
geschaffen werden müssen und die Kosten würden hier erheblich größer sein,
als in Deutschland und Frankreich. Ueber die Vorlage sagt der Minister:
Der größte Teil des Mehrbedarfes an Truppen betreffe die Artillerie,
welche durch außerordentliche Vervollkommung in ihrer Wirksamkeit eine
relativ erhöhte Bedeutung habe. Dazu trete auch die Erneuerung des
Materials. Es komme hauptsächlich ein neuer Typ einer Haubitze in Be-
tracht. Der erste Schritt, um welchen es sich hier handle, sei die Ausstel-
lung von 14 Batteriedivisionen und die Erhöhung des Bestandes der Ge-
birgsartillerie, wofür die Delegationen bereits die Mittel genehmigt hätten.
Die Gesamtheit des Mehrerfordernisses für 1903 beziffern sich auf rund
16 700 Rekruten für das. stehende Heer und 4250 Rekruten für die Land-
wehr. Es erübrigten sodann für die vorzeitige Beurlaubung beim Heer
5200 Mann und bei der Landwehr 250 Mann. Obiges Mehrerfordernis
entspricht jedoch noch keineswegs dem natürlichen Zuwachs der Bevölkerung.
Zusammen werde die Erhöhung des Gesamttruppenbestandes beim Heer
nach einer gewissen Reihe von Jahren, deren Anzahl eben nach den vor-
handenen Budgetmitteln sich richten wird, sich auf 32742 Mann beziffern.
instweilen wird der Mehrbedarf 21.000 Rekruten betragen. Hiervon ent-
fallen auf die diesseitige Landeshälfte einschließlich der Landwehr 14 100.
Der materielle Schlußeßett wird für 1903 auf die von den Delegationen
bereits bewilligten 4900 000 Kr. und für 1904 auf rund 7 Millionen und
nach vollständiger Durchführung der Erhöhung des Bestandes im Maximum
auf 20 Millionen sich stellen, wovon zwei Drittel auf die diesseitige Reichs-
hälfte entfallen. Hinsichtlich der Ersatzreservisten werde die Heeresverwalt-
tung, falls im Laufe der Spezialberatung der Antrag gestellt werden sollte,
auf die geplante Heranziehung von 6000 Mann Ersatzreservisten zu ver-
zichten, nicht weiter darauf bestehen. (Lebhafter Beifall.) Auf den Zwischen-
ruf des Abg. Schoißwohl: Die ungarische Armee! bemerkt Graf Welsers-
heimb: Es ist der Wille des Kaisers, daß das gemeinsame Heer nicht nur
in Form und Beitragsleistungen, sondern auch im Wesen durchaus gemein-
sam bleibe! (Lebhafter Beifall.) Zum Schluße erinnert der Minister an
die außerordentlichen traurigen Folgen, die ein unglücklicher Krieg nach sich
ziehen würde und bemerkt: Militärlasten sind gewiß eine Last, aber eine
notwendige Last. Ich appelliere an Sie alle, an die öffentliche Meinung
und an ihre Organe: Wollen wir für die Wahrung unserer Interessen stark
sein, ja oder nein? Wer die Verantwortung für das „Nein“ übernehmen
will, der möge sie tragen. Ich aber übernehme jede Verantwortung da-
für, daß das Maß des in dieser Vorlage Verlangten ein minimales und
unerläßliches ist. (Lebhafter Beifall.) Die Wehrvorlage wird sodann an
den Wehrausschuß verwiesen.
28. Januar. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Finanz-
minister v. Böhm-Bawerk legt den Gesetzentwurf über die Kon-
vertierung der Obligationen der einheitlichen Staatsschuld vor.
Der Minister erbittet vom Hause angesichts der Erstarkung des
österreichischen Staatskredites im Zusammenhange mit der sinkenden Ten-
denz des Zinsfußes, die Ermächtigung, jenen Teil der mit 4,2 v. H.
verzinslichen Staatsschuld, an welchem die österreichischen Finanzen un-
mittelbar und materiell interessiert seien, einer zeitgemäßen Konvertierung
unterziehen zu dürfen. Ueber jenen Teil der einheitlichen Staatsschuld,
an dem Ungarn interessiert sei und bezüglich dessen Verhandlungen mit