242 Grofbritamnien. (Februar 24. 26.)
Wenn Weihai-wei gegenwärtig nicht als Flottenbasis behandelt werde, so
dürfe doch nicht angenommen werden, daß es niemals als Flottenbasis
werde behandelt werden; denn die Sachlage habe sich geändert, England
habe seine Stellung in China durch das Abkommen mit Japan so un-
geheuer verstärkt, daß es jedenfalls vorläufig ganz in der Lage sei, auf
Wei-hai-wei als Flottenbasis zu verzichten.
24. Februar. (Unterhaus.) Beratung über die Armee-
organisation. Vertrauensvotum für das Ministerium.
In der Adreßdebatte wird vielfach der Plan der Regierung drei
neue Armeekorps zu bilden, die zu Operationen im Ausland bestimmt
sind, heftig angegriffen. Campbell---Bannermann (lib.) führt aus,
das festländische Armeekorpssystem passe für England weder in Kriegs= noch
in Friedenszeiten. Die Ausgaben der Nation für kriegerische Zwecke
steigerten sich in unerträglicher Weise fast über die Mittel des Volkes.
Die Regierung solle erst eine sorgfältige Untersuchung über die militärischen
Erfordernisse des Landes anstellen und dann diese Erfordernisse erfüllen.
Premierminister Balfour: Die Armeekorpsfrage ist lediglich eine Frage
der Organisation. Die wirkliche Streitfrage ist die, ob die Armee zu groß
ist oder nicht. Natürlich steht bei dieser Frage die Verteidigung des Reiches
durch die Flotte voran. Aber die Flotte kann nicht alles tun. Und wir
würden töricht sein, wenn wir uns der Macht berauben, ein offensives
Vorgehen zu ergreifen für den Fall, daß sich ein Anlaß dazu einstellt. —
Was die Verteidigung Indiens betrifft, so glaube ich, daß ein Krieg zwischen
England und Rußland im höchsten Grade unwahrscheinlich ist. Ich nehme
an, daß auch ein Krieg zwischen Rußland und Deutschland im höchsten
Grade unwahrscheinlich ist. Was würde man aber denken, wenn die
deutschen Militärbehörden einen solchen Fall nicht als möglich ansähen
und nicht alle mit ihm zusammenhängenden militärischen Schwierigkeiten
überlegt und sich nach ihrem besten Vermögen darauf vorbereitet hätten, dieser
Möglichkeit gerecht zu werden? In gleicher Weise kann ich, obwohl ich den
Fall für im höchsten Grade unwahrscheinlich ansehe, nicht vergessen, daß
die Grenze Indiens nur ein Teil des britischen Reiches ist, wo wir, wie
man sagen kann, militärischer Nachbar einer Militärmacht ersten Ranges
sind. Es ist daher unmöglich, daß wir dies nicht als Schlüssel zu unserer
militärischen Lage auffassen sollten. Es ist nicht die Frage der Verteidigung
des Mutterlandes, die die Größe der Armee bestimmt, sondern es ist die
Frage, was für eine Armee zum Wirken in einem von unseren Küsten weit
entlegenen Tätigkeitsgebiete berufen werden kann. Wir schrecken nicht vor
der Veranwortlichkeit zurück und würden uns aufs äußerste verächtlich
machen, wenn wir jetzt zugeben würden, daß wir nicht glauben, daß die
verlangten Streitkräfte für die Sicherheit des Reiches notwendig sind, und
wenn wir jetzt sagten: der Imperalismus sei sehr schön gewesen, solange
er populär war und ehe die Oeffentlichkeit über dessen Kosten klar war.
Jetzt nachdem man über den Preis klar ist, würde es verächtlich sein, wenn
wir unsere Forderungen bezüglich dessen, was für die Verteidigung des
Reiches nötig ist, ändern würden. Das Unterkhaus lehnt hierauf ein
von Beckett zur Adresse eingebrachtes Amendement, betreffend die Mißbilligung
der Heeresorganisation des Kriegsministers, mit 261 gegen 145 Stimmen
ab. Die Nationalisten enthalten sich der Abstimmung. Mit der Minderheit
stimmen etwa 12 Ministerielle.
26. Februar. (Unterhaus.) Beratung der Einwanderungs-
frage.