Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Die Räuische Kurie. (Januar 3.—Mai 26.) 309 
VIII. 
Die Römische Kurie. 
3. Januar. Der Papst empfängt den deutschen Kirchen- 
historiker Professor Ehrhard. In der deutschen Presse war das 
Gerücht verbreitet, Ehrhards Werk „Der Katholizismus und das 
20. Jahrhundert“ sei auf den Index gesetzt worden. 
20. Februar. (Rom.) Beginn der Feierlichkeiten aus An- 
laß des 25jährigen Pontifikatsjubiläums Leos XIII. 
3. März. Der Papst hält einen großen Festgottesdienst aus 
Anlaß des 25. Jahrestages seiner Krönung ab. 50—60000 Per- 
sonen nehmen daran teil. 
März. (Rom.) Der „Osservatore cattolico"“ über den 
Deutschen Kaiser und Frankreich. 
Anfangs März bespricht der „Oss. catt.", der als Organ Rampollas 
gilt, den Brief des deutschen Kaisers über Bibel und Babel (S. 30): 
„Wilhelm II.,“ liebt es, sich als Oberpontifex des Luthertums aufzuspielen 
und keine Gelegenheit läßt er vorübergehen, ohne seinem Grundsatz Aus- 
druck zu geben: Gott im Himmel und der Kaiser auf Erden. „Die 
Worte des Kaisers haben nicht so sehr einen Wert wegen der Persönlich- 
keit dessen, der sie ausspricht, als wegen des Publikums, an das sie ge- 
richtet sind. Wilhelm gibt sich gern die Pose eines Oberpriesters und Kai- 
sers. Auf seiner Reise in den Orient umarmte der Kaiser den noch vom 
Blute der Armenier triefenden Abdul Hamid, und der lutherische Ober- 
priester erfüllte damit einen feuchten Glaubensakt". Ende März führt 
das Blatt aus, der Vatikan habe Frankreich stets gegen den Dreibund, 
der es verderben wollte, gestärkt und geschützt. Der Zweibund verdanke 
dem Papfste sehr viel. Jetzt suche der deutsche Kaiser, der ein moderner 
Karl der Große werden wolle, durch Kokettieren mit dem Vatikan dessen 
Einfluß für Deutschland auszunutzen. Die Konservativen Frankreichs 
seien Schuld daran. — 
Anfang April. Der Papst erklärt in einer Note an die 
französische Regierung, seinen Standpunkt in der Formel der In- 
vestitionsbulle aufrecht erhalten, aber eine passive Haltung ein- 
nehmen zu wollen, um keinen Vorwand zum Bruch zu liefern. 
29. April. Der König von England besucht den Papst. 
2. Mai. Der Deutsche Kaiser besucht mit großem Gefolge 
den Papst. (Vgl. S. 93.) 
26. Mai. Ein päpstlicher Erlaß ordnet an, daß der 50. Jahres- 
tag der Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfäng- 
nis der Jungfrau Maria mit außerordentlichen Festlichkeiten ge- 
feiert werden soll. 
Es heißt darin: „Die Verehrung der Gottesmutter war nicht nur 
für Uns vom zartesten Kindesalter ab eine der liebsten Beschäftigungen,
	        
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