Rumãnien. (Oltober 11. Dezember 27.) — Serbien. (Februar 17.) 423
11. Oktober. Die amtliche „Agence Roumaine“ erklärt über
die Beziehungen zu Österreich-Ungarn:
„Das immer wieder auftauchende Gerücht von einer Militärkonvention
mit Oesterreich-Ungarn ist eine übelwollende Insinuation. Eine derartige
Konvention existiert nicht und hat nicht existiert, weder mit Oesterreich-Ungarn
noch mit einem anderen Staate. Rumänien hat vollständige Bewegungs-
freiheit und wird sich stets vom Gesichtspunkte seiner eigenen Interessen
leiten lassen, die es verteidigen wird, wenn sie bedroht werden. Was die
jüngsten Ereignisse auf der Balkanhalbinsel betrifft, so liegt die Entschei-
dung bei den Großmächten. Rumänien wird kein Friedensstörer sein, wenn
es sich um Bemühungen handelt, für internationale Schwierigkeiten fried-
liche Lösungen zu finden.“
27. Dezember. (Kammer.) Die Regierung erklärt über die
auswärtige Lage:
Trotz der Schwierigkeit der äußeren Lage werde der Friede gewahrt
bleiben. Er begrüße die Erneuerung der Türkei, der Rumänien durch
alte Freundschaft verbunden sei. Er hoffe, die neue Aera werde den Ru-
mänen in der Türkei eine gerechte Behandlung zubilligen. Bien Nie-
mand werde im gegebenen Augenblicke die Anerkennung der Unabhängig-
keit Bulgariens wärmer unterstützen als Rumänien. Was die Annexion
Bosniens und der Herzegowina betreffe, so berühre sie kein direktes Inter-
esse Rumäniens, aber niemand habe ein größeres Interesse an der Auf-
rechterhaltung des status quo auf dem Balkan als Rumänien. Es werde
auf Wahrung seiner Interessen und legitimen Rechte bedacht sein und mit
Energie alle Bestrebungen zur Sicherung des Weltfriedens unterstützen.
In der Donaufrage betont der Minister die von Rumänien vorgenomme-
nen Flußmeliorationen; niemand könne an die Möglichkeit denken, heute
für die Donau ohne Rumäniens Teilnahme Bestimmungen zu treffen.
Dies widerspräche der Würde Rumäniens und den gegebenen Verhältnissen.
(Beifall.) Mit Bezug auf die Handelsvertragsverhandlungen mit Oester-
reich Ungarn sagt der Minister, die Kündigung des Handelsvertrags würde
unzeitgemäß sein.
XIX.5
Serbien.
17. Februar. Serbien und Österreich-Ungarn.
Der serbische Ministerpräsident Pasitsch spricht dem Minister des
Aeußeren Freiherrn von Aehrenthal telegraphisch seine aufrichtige Freude
über den Abschluß der Handelsvertragsverhandlungen zwischen Oesterreich-
Ungarn und Serbien und seinen herzlichsten Dank für die Förderung dieser
handelspolitischen Verständigung aus. Der Ministerpräsident fügt hinzu,
er sei überzeugt, daß auf dieser Basis das Verhältnis zwischen Serbien
und der österreichisch-ungarischen Monarchie sich immer inniger und ge-
deihlicher entwickeln werde. Minister des Aeußern von Aehrenthal ant-
wortet, auch ihm gereiche die erfolgreiche Verständigung zur Genug-