Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

622 Mentenegzre. (April 8. —Oktober 23.) — Griettenland. (März 3.) 
durch die Abmachungen mit der Türkei nicht mehr gebunden, weil die 
türkische Zusage, Montenegro und Serbien auf der Konferenz zu unter- 
stützen, jetzt durch das Abkommen der Türkei mit Oesterreich-Ungarn gegen- 
standslos geworden sei, da die einzige für Montenegro in Betracht kom- 
mende territoriale Entschädigung wegen der Ueberlassung Bosniens an 
Oesterreich-Ungarn als souveräner. Besitz ausgeschlossen erscheine. Einen 
Ersatz für den entgangenen Vorteil behauptet Montenegro nur auf tür- 
kischem Gebiet finden zu können. 
8. April. Montenegro und der Berliner Vertrag. 
Durch Vermittlung der italienischen Regierung erlangt Montenegro 
die Zustimmung Oesterreich--Ungarns und der anderen Signatarmächte des 
Berliner Kongresses zur Streichung der im Artikel 29 enthaltenen Sou- 
veränitätsbeschränkungen mit Ausnahme von Alinea 6. Dieser soll durch 
folgende Bedingungen ersetzt werden: „Der Hafen von Antivari soll 
den Charakter eines Handelshafens beibehalten. Man wird dort keine 
Bauten ausführen können, welche ihn in einen Kriegshafen verwandeln 
würden.“ 
Seine Annahme dieser Bedingungen und die Wiederherstellung guter 
Beziehungen mit Oesterreich--Ungarn betont Montenegro in einer Note an 
den italienischen Gesandten in Cetinje mit folgenden Worten: „Da Anti- 
vari das hauptsächliche Debouché Montenegros und der Ausgangspunkt 
seiner Eisenbahnen ist, erklärt Montenegro, ebensosehr im Interesse der 
Entwicklung dieses Hafens als um den zunächst Beteiligten ein Unterpfand 
seiner friedlichen Gesinnungen zu geben, freiwillig und schon heute, daß 
Antivari den Charakter eines Handelshafens beibehalten wird, wodurch 
seine freie Entwicklung vor den Unzukömmlichkeiten bewahrt wird, denen 
Kriegshäfen ausgesetzt sind. Das Wohlwollen, das Oesterreich-Ungarn 
durch den Verzicht auf die ihm durch den Artikel 29 eingeräumten Rechte 
an den Tag gelegt hat, flößt Montenegro die volle Zuversicht in die freund- 
schaftlichen und gutnachbarlichen Beziehungen ein, welche die österreichisch- 
ungarische Regierung einzuhalten gedenkt.“ 
7. Juni. Der türkisch-montenegrinische Handels- 
vertrag wird in Cetinje unterzeichnet. 
23. Oktober. Antivari wird als Freihafen eröffnet. Der Be- 
trieb ist auf sechzig Jahre an eine italienische Gesellschaft verpachtet. 
XXII. 
Griechenland. 
2. März. Angebliche Verschwörung. 
In Athen verbreiten verschiedene Blätter Nachrichten über eine 
Verschwörung, die König Georg zur Abdankung zwingen und den ältesten 
Sohn des Kronprinzen, den noch unmündigen Prinzen Georg, zum Nach- 
folger proklamieren will. 
3. März. Infolge des Austritts des Finanzministers Gunaris 
aus dem Ministerium Theotokis, das seit 1905 am Ruder ist, zieht
	        
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