Instralien und Jädsee. (Juni 3.—September 10.) 649
3. Juni. (Deutsch-Neu-Guinea.) In dem Beleidigungs-
prozeß des Gouverneurs Dr. Hahl gegen die Mitglieder des
Gouvernementsrats, weil sie ihn wegen Nichterfüllung eines Ver-
sprechens, in eine zweite Beratung des Zolltarifs einzutreten, der
Wortbrüchigkeit beschuldigt hatten, erfolgt Freisprechung.
7. Juni. (Melbourne.) Eine australische Dreadnought.
Im Namen der Regierung des Commonwealth macht der neue
Premierminister der Reichsregierung telegraphisch das Anerbieten für die
Reichsmarine eine neue Dreadnought zu stiften oder eine der eigenen Marine
hinzuzufügen, je nachdem die Reichsregierung es für gut finde.
22. Juni. (Samoa.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“
veröffentlicht einen Auszug aus dem vom Gouverneur des deutschen
Schutzgebiets, Dr. Solf, erstatteten Bericht über die aufrührerische
Bewegung auf Samoa.
Hiernach waren deren Ursachen einerseits die Frage der Nachfolge-
schaft in dem Posten des Alii-Sili (des höchsten Häuptlings) Mataafa, die
die Eifersucht der verschiedenen Kandidaten erregte und eine natürliche Be-
unruhigung in den samoanischen Gemütern hervorrief, anderseits der Um-
stand, daß die Herrschaft der Sprecherhäuptlinge Tumua und Pule, der
Königsmacher und eigentlichen Herrscher über die samoanischen Inseln, seit
Jahrzehnten die Ursache nie aufhörender Kriege und Feindseligkeiten unter
den großen Häuptlingsfamilien des Landes, vom Gouverneur wegen ihrer
Schädlichkeiten für die friedliche Entwickelung des Landes im Jahre 1905
gestürzt und durch eine den europäischen Verwaltungsgepflogenheiten an-
gepaßte Regierungsform ersetzt worden war. Die von dem Sprecherhäupt-
ling Lauati von Sawai eingeleitete und mit geradezu genialer rednerischer
Begabung betriebene Bewegung zielte nun darauf ab, die Herrschaft von
Tumua und Pule wieder aufleben zu lassen. Der Bericht des Gouverneurs
schildert den Verlauf der ganzen Bewegung in allen Einzelheiten und be-
merkt, daß beim Eintreffen der durch das Kober erbetenen Kriegsschiffe die
Gefahr auf ihren Höhepunkt gestiegen war und der geringfügigste Anlaß
eine Katastrophe hätte herbeiführen können. Zum Schluß des Berichtes
heißt es: Mit der Entfernung Lauatis aus Samoa ist ein bedeutsamer
Schritt für die friedliche Weiterentwickelung des Schutzgebietes getan und
die Sicherheit für Leben und Eigentum der weißen Ansiedler gewährleistet.
Schwierig bleibt die Lage aber für die Eingeborenen im Hinblick auf die
Lösung der Alii-Sili-Frage. Es wird daher erforderlich sein, auch weiterhin
einen Kreuzer in den samoanischen Gewässern zu stationieren.
Mitte August. Australische Schafzucht.
Trotz des geringen Anwachsens der Gesamtzahl der Schafe wegen
der ungünstigen Witterung erreichen die Schätzungen des Bestandes für
den Kontinent die Zahl von 110 Mill. Schafen. Das Fleisch von
18 Mill. Schafen wurde exportiert. An Wolle lieferte Australien für den
Weltmarkt 720% des gesamten Weltverbrauches und erzielte dafür einen
Erlös von 565 Mill. Mark.
10. September. (Bismarck-Archipel.) Bei einem Versuch,
an der Südküste von Neu-Pommern Arbeiter anzuwerben, wird der