Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

Niederlande. (Januar 24.—März 24.) 579 
XII. 
Niederlande. 
24. Januar. (Erste Kammer.) Holland und das Nordsee- 
abkommen. 
In dem Bericht der Kommission heißt es: „Man hat daran ge- 
zweiselt ob Holland Vorteil aus dem Abkommen ziehen könne, das seine 
eutralität nicht verbürgt.“ In einem Anhang zum Bericht drückt Senator 
van Heeckeren, der frühere Gesandte in Stockholm, den Wunsch aus, es möge 
in einer Zusatzerklärung zu dem Nordsee-Abkommen eine Bürgschaft dafür 
gegeben werden, daß Deutschland und England im Fall eines Krieges die 
Neutralität Hollands achten würden. 
2. Februar. (Erste Kammer.) Das Nordseeabkommen und 
Hollands Integrität. 
Auf eine Anfrage des Senators van Heekeren erklärte der Minister 
des Aeußeren, er lehne es entschieden ab, den Versuch zur Erlangung einer 
Zusatzbestimmung zu dem Abkommen zu machen, die die Erklärung ent- 
halten solle, England und Deutschland würden im Falle eines Krieges 
die Integrität der Niederlande achten. Die Integrität der Niederlande 
sei durch das Abkommen selbst hinreichend geschützt. 
9. Februar. (Erste Kammer.) Ein Brief des deutschen 
Kaisers. 
Ein Antrag des ehemaligen Gesandten in Stockholm van Heeckeren: 
„Schritte zu tun, um die Integrität der Niederlande gegen Deutschland 
und England zu sichern,“ wird in geheimer Sitzung beraten. Der Antrag- 
steller beruft sich auf einen Brief, in dem der deutsche Kaiser 1904 der 
Königin Wilhelmina geschrieben hätte, daß er gezwungen wäre, nieder- 
ländisches Gebiet zu besetzen, wenn die Niederlande ihre Verteidigungsmittel 
gegen England nicht instand setzten. Der Minister des Aeußern erklärt 
mit aller Entschiedenheit und unter Berufung auf seine ministerielle Ver- 
antwortlichkeit, die Königin habe niemals einen solchen Brief, noch ein 
Telegramm, noch eine Note, noch irgendein anderes Schriftstück über die 
Verteidigungsmittel gegen England erhalten, sie habe niemals eine Unter- 
redung über diesen Gegenstand mit dem deutschen Kaiser gehabt, und nie- 
mals sei jemand im Auftrage des deutschen Kaisers an die Königin heran- 
getreten, um hierüber zu sprechen. 
28. Februar. Verstimmung im diplomatischen Verkehr mit 
der römischen Kurie. 
Der päpstliche Geschäftsträger Giovannini nimmt auf Rat des 
Ministeriums einen längeren Urlaub „aus Gesundheitsrücksichten“, weil 
der Verkehr mit dem auswärtigen Minister zu scharfe Formen angenommen 
habe. Seitdem die holländische Regierung den heiligen Stuhl nicht zur 
Abordnung eines Vertreters bei der zweiten Friedenskonferenz im Haag 
aufgefordert hatte, war Rom in Holland nur durch einen Internuntius 
vertreten. 
24. März. Vorbereitung einer Verfassungsänderung. 
Die Königin setzte eine Staatskommission zur Beratung der Aende- 
rungen der Verfassung ein. Präsident der Kommission ist der Minister des 
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