Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

XVI. 
Rußland. 
1. Januar. Der Abg. Karanlow, „erblicher Edelmann“, der 
1884 wegen seiner Schwärmerei für Religionsfreiheit zum Verlust 
aller Rechte und zur Zwangsarbeit verurteilt war und erst 1905 
infolge der Annestie aus Sibirien zurückkehren durfte, 1. 57 Jahre alt. 
3. Januar. (Wladiwostok.) General Schigalowski, Chef 
der Festungsingenieure, wird wegen Veruntreuung von 2 Millionen 
Rubel verhaftet. 
11. Januar. Die Regierung teilt den rmisch-katholischen 
Bischöfen mit, daß die päpstliche Enzyklika und die Bulle über den 
Modernisteneid in Rußland keine Gültigkeit haben, weil sie nicht 
auf dem vorschriftsmäßigen Wege durch Vermittlung der Regierung 
bekanntgemacht worden sind. 
12. Januar. (Finnland.) Ergebnis der Landtagswahlen. 
87 Sozialdemokraten, 42 Altfinnen, 28 Jungfinnen, 26 Schweden, 
16 Agrarier, 1 Vertreter der christlichen Arbeiterpartei. Das Stärkeverhältnis 
der Parteien ist dasselbe wie nach den vorhergehenden Wahlen, nur haben 
die Sozialdemokraten einen Sitz auf Kosten der Agrarier gewonnen. 
21. Januar. (Lublin.) Die Pfarrer der polnischen Dibzesen, 
die sich zur Ablegung des Modernisteneides einfanden, werden 
gleich bei ihrer Ankunft polizeilich aufgefordert, heimzukehren. 
Ende Januar. Zeitungs-Statistik. 
Es existierten in ganz Rußland im November 1910 nur 1817 Zei- 
tungen und Zeitschriften. Darunter sind 1347 in russischer, 197 in pol- 
nischer, 68 in deutscher, 41 in lettischer, 35 in esthnischer, 24 in jüdischer 
und 23 in armenischer Sprache. Politisch sind 702 Zeitungen und Zeit- 
schriften. Die älteste Zeitschrift ist die 185 Jahre alte „St. Petersburger 
Zeitung“. Ueber die Hälfte aller periodischen Publikationen (nämlich 1051) 
sind noch nicht 10 Jahre alt. 
A. Januar. (Polen.) Die aus 3000 Bänden bestehende 
polnische Bibliothek in Schitomia wird aus politischen Gründen 
beschlagnahmt. 
Der Bibliothekar und zwei Vorstandsmitglieder werden verhaftet. 
25. Januar. Die Ratifikationsurkunden zu einem mit Italien 
am 27. November 1910 geschlossenen Abkommen über obligatorische 
schiedsgerichtliche Beilegung von Streitfragen werden ausgetauscht.
	        
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