Das Beusche Neich und seine sinzelsen Glieder. (April 18.) 209
sind dbesonders Absichten der Behörden in Bewaffnungsfragen, Angaben
über Konstruktionen der Behörden sowie der Konkurrenz, Ergebnisse von
Versuchen, namentlich aber die Preise, welche andere Werke fordern, oder
die ihnen bewilligt werden. Herrn Brandt sind zu diesem Zwecke große
Mittel zur Verfügung gestellt. Die berühmte Firma zat, ihre Geldmacht
systematisch dazu aus, um höhere und niedere preußische Beamte zum Verrat
militärischer Gehe imnisse zu verleiten. Dieser Zustand besten seit Jahren.
Z den Geheimschränken eines Herrn v. Dewitz in Essen, eines hohen Be-
mten der Firma Krupp, liegen — oder lagen! — diese Geheimberichte
rünberlic aufgestapelt. Das, was ich Ihnen eben hier gesagt habe, beruht
nicht auf einer bloßen Mitteilung, die mir von irgendeiner Seite gemacht
worden ist. Ich darf Ihnen sagen, daß ich selbstverständlich von dem, was
mir mitgeteilt wurde, dem Herrn Kriegsminister Kenntnis gegeben habe.
Ich bin besonders darauf aufmerksam gemacht worden, daß eine Bekannt-
gobe dieser Dinge zu einem frühen Zeitpunkt leicht dazu führen könnte,
daß die Firma bei ihrer ungeheuren Geldmacht in der Lage sein würde,
alle Beweisstücke und auch unbequeme Personen irgendwohin aus der Weii
zu schaffen. Der Herr Kriegsminister hat in dieser Angelegenheit seine volle
Schuldigkeit getan. Der Herr Kriegsminister hat eingegriffen, und zwar
nicht nur gegen Militärpersonen, sondern auch gegen Zivilpersonen. Gegen
etwa 6 oder 7 Personen — ich will die Namen im Moment nicht preis-
eben — schwebt die Voruntersuchung, wenn sie nicht bereits geschlossen ist.
e ist mit anerkennenswerter Energie eingegriffen worden. Die Betreffen-
den sind in Untersuchungshaft genommen worden. Hochgestellte Leute! Es
ist also kein Vorwurf gegen die Militärverwaltung zu erheben. Die Unter-
suchung ist im wesentlichen abgeschlossen und hat bis auf das Tüpfelchen
ch es für meine Pflicht und Schuldigkeit, im Interesse des deutschen
Volks und im Interesse des europäischen Friedens diese Dinge hier vor-
zubringen.
Kriegsminister v. Heeringen: Den Fall von den deutschen Waffen-
und Munitionsfabriken habe ich zurzeit nicht zur Stelle. Soweit ich mich
erinnere, liegt er mehrere Jahre zurück. Er wurde schon einmal im Reichs-
tag behandelt und damals erledigt. (Sehr richtigt im 3.) Er muß also
nicht so schlimm gelegen haben, wie der Herr Abg. Liebknecht ausgeführt
hat. Was die Angelegenheit der Firma Krupp anbelangt, so bedaure
ich, daß der Herr Abgeordnete die Sache hier zur Sprache gebracht hat.
Ich hatte ihn gebeten, im Interesse der Voruntersuchung davon vorläufig
Abstand zu ne men. (Zuruf von den Sd.: Untersuchung ist erfolgt!)
— Sie i nicht ischste das Duheune ist überhaupt noch
nicht erosfet Soviel ich weiß, sezt durbeit . fest, daß ein unterer Be-
amter der Berliner Gechöftszee der Firma Krupp einige Feldwebel des
Zeug- n“rtu-: verleitet hat, ihm Mitteilungen zu machen,
die gegen ihre Dienstpflicht waren, und auch ein mittlerer Beamter ist dabei
beteiligt ie gar nicht anders zu erwarten war, ist aber festgestellt, daß
es sich hierbei in keiner Weise um Landesverrat oder um den Verrat solcher
militärischer Geheimnisse et Nie für die Sicherheit des Deutschen Reichs
irgendwie in Betracht Ob und inwieweit das Direktorium der
Firma Krupp dabei ie in ist zurzeit noch in keiner Weise festgestellt.
Ich mochte deshalb bitten, das Urtell über die Firma Krupp zur err noch
urückzuhalten. Solange es nicht bewiesen ist, daß nach dieser Richtung
him Belastendes vorliegt, kann ich nur betonen, daß das deutsche Heer mit
der Firma Krupp ein Jahrhundert lang zusammengearbeitet hat, und daß
Europäischer Geschichtskalender. IIV. 14