228 Nas Ventsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 14.—19.)
er zusammenbrach. Bald nach seiner Ueberführung in das chirurgische
Spital verschied er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.
14.—15. Mai. (Gamburg.) 24. Evangelisch-sozialer Kongreß.
Aus der Rede des Vorsitzenden Professor D. Baumgarten-Kiel: Wir
wollen weiter an dem Ausbau unserer Sozialpolitik arbeiten. Die Schutz-
und Versicherungsgesetzgebung muß ausgedehnt werden auf die Heimarbeiter
und das Gasthauspersonal. Die Renten müssen erhöht und früher gegeben
werden. In der Steuergesetzgebung müssen die Gesichtspunkte der sozialen
Gerechtigkeit und der völligen Entlastung der nicht tragfähigen Schultern
sich durchsetzen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß wir zu allererst
einen kraftvollen Staat brauchen, ehe wir zu großen Opfern in sozialer
Beziehung aufrufen dürfen. Wir haben es alle empfunden, daß unsere
ganze evangelisch-soziale Arbeit und unsere Forderungen an den Staat in
ihrer Durchführbarkeit abhängig sind von der Erhaltung seiner Wehrkraft
und seiner wirtschaftlichen und handelspolitischen Geltung in der Welt.
15. Mai. (Helgoland.) Unglücksfall auf dem mit der Hoch-
seeflotte übenden Torpedoboot „S 148“.
Infolge einer Maschinenhavarie wurden der Maschinistenanwärter
Kulisch und der Heizer Slonina getötet. Schwer verletzt wurden Ingenieur-
aspirant Lüdemann, Maschinistenmaat Strötzel und Oberanwärter Krüger.
15. Mai. (Berlin.) Der Kaiser besichtigt den Untergrund-
bahnhof Klosterstraße, dessen Vorraum mit Moajoliken aus Cadinen
ausgestattet ist.
16. Mai. Urwahlen zum Haus der Abgeordneten.
Es war bis zu seiner Auflösung zusammengesetzt aus 155 konservativen,
60 freikonservativen, 64 nationalliberalen, 37 volksparteilichen, 103 Zentrums-
Abgeordneten. Von den übrigen 24 Mandaten waren 14 in polnischem,
6 in sozialdemokratischem, 2 in dänischem Besitz; 2 Abgeordnete gehörten
keiner Partei an.
17. Mai. (Magdeburg.) Der ehemalige Oberbürgermeister
Schneider, Vizepräsident des Provinziallandtags, 1.
17. Mai. (Potsdam.) Vermählung der Prinzessin Viktoria
Margarete von Preußen mit dem Prinzen Heinrich XXXIII. Reuß j. L.
18. Mai. (Leipzig.) Zweite Hauptversammlung des Deutschen
Wehrvereins.
Der Wehrverein hat im ersten Jahre seines Bestehens eine Mitglieder-
zahl von 78000 erreicht, außerdem gehören ihm über 200000 Mitglieder
körperschaftlich an. Der Vorsitzende, General Keim, stellte als das Ziel
des Wehrvereins hin, dafür sorgen zu wollen, daß kein fremder Kriegs-
mann mehr deutschen Boden betreten darf. Deutschlands Heer müsse so
stark sein, daß es den Krieg in Feindesland tragen könne.
19. Mai. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Endergebnisse
der Wahlmännerwahlen aus sämtlichen 276 Wahlkreisen.
Danach sind 394 Abgeordnete als gewählt anzusehen, 50 Stichwahlen
sind erforderlich. Bisher wurden gewählt 141 Konservative, 48 Freikonserva-
tive, 57 Nationalliberale, 25 Volkspartei, 101 Zentrum, 12 Polen, 1 Deutsch-
sozialer, 2 Dänen und 7 Sozialdemokraten. An 50 Stichwahlen sind be-