Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Das Beische Reich und seine einzeluen Glieder. (August 9. 10.) 295 
8 110a, der eingefügt wird, ermäßigt, wenn „ein minder schwerer 
Fall vorliegt und die Tat nicht im Felde begangen ist“, die Strafen wegen 
Aufwiegelung militärischen Aufruhrs, Anstiftung zur Gewalttat gegen Vor- 
gesetzte und Gehorsamsverweigerung von nicht unter fünf Jahre Gefängnis 
oder Zuchthaus auf sechs Monate und ein Jahr Gefängnis. 
9. August. Die Durchführung des Erlasses vom 16. Juni 
ds. Irs., betreffend Erlaß und Milderung von Strafen aus Anlaß 
des Regierungsjubiläums kommt 24000 Personen zugute. 
9. August. (Köln.) Der Bildhauer Professor Wilhelm Alber- 
mann f im Alter von 78 Jahren. 
9. August. Der Kaiser hat König Konstantin von Griechen- 
land zum Generalfeldmarschall ernannt. 
10. August. (Rostock.) Feier des 125 jährigen Bestehens des 
Mecklenburgischen Füsilierregiments Nr. 90 unter Teilnahme des 
Kaisers und des Großherzogs Friedrich Franz. 
In der Aula der Universität antwortet der Kaiser auf die Begrüßung 
des Rektors Prof. Körner: „Wir haben gerade jetzt hundert Jahre hinter 
uns, seit der Zeit, wo die Wiedergeburt und Wiedergenesung des Volkes 
Preußens und des ganzen deutschen Volkes einsetzte, das den Fuß des 
korsischen Eroberers von seinem Nacken abschüttelte. Bei der aufblühenden 
Begeisterung, die damals das ganze Volk ergriff, war die studentische Jugend 
in erster Reihe, und ich hoffe, daß dieser Geist auch noch heute lebendig 
ist. Wenn wir an jene Zeit zurückdenken, treten vor allem zwei Bilder vor 
unsere Augen: das des großen Feldmarschalls, dessen Standbild hier vor 
der Universität steht, und das Bild der Königin Luise. Warum? Ich glaube, 
der Grund ist der, weil beide, die hochselige Königin, eine mecklenburgische 
Prinzessin, und Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher die einzigen 
waren, die damals, als unser Vaterland zusammenbrach unter der Ueber- 
macht des Korsen, nie daran gezweifelt haben, daß er zu Fall zu bringen 
sei. Die Königin ist mit der Hoffnung gestorben, der Feldmarschall hat die 
Hoffnung in Wirklichkeit übersetzt. Wir wissen, daß er der Träger und die 
Seele der Bewegung war, daß er immer von dem einen Gedanken beseelt 
war, den Korsen niederzuwerfen, der Deutschland so gedemütigt hatte. Diese 
Bilder möge unsere Jugend immer vor Augen haben, und wenn sie sich 
auch in die klaren Gewässer der Wissenschaft vertieft, soll sie doch auch den 
Blick auf die Gegenwart richten können. Rostock liegt nicht weit von der 
See, und der Blick über das Wasser auf die allgemeine Weltgeschichte schärft 
unser Auge für die Aufgaben der Gegenwart. Das mögen die Herren den 
jungen Studenten zu Gemüte führen. Wir brauchen Männer für unsere 
Zeit, und dazu möge Gott seinen Segen geben.“ 
10. August. (Lübeck.) Aus der Antwort des Kaisers auf die 
Begrüßungsrede des Bürgermeisters Dr. Eschenburg im Rathause: 
„Wir haben Friedenszeit, und was wir dieser zu danken haben, das 
sehen wir, wenn wir beobachten, wie im Südosten unseres Kontinents schwere 
Kämpfe gebraust haben, die durch Gottes Fügung uns unberührt ließen. 
Ich stehe hier vor Ihnen, meine Herren, in dem Gewande des Seemannes, 
das ist das Kleid des Kindes meiner Schöpfung, und was dazu dienen 
kann, jetzt und in Zukunft dem deutschen Kaufmann, der, vom Hansageist 
beseeit, im Auslande das Deutschtum vertritt und für Deutschland arbeitet,
	        
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