Das Beische Reich und seine rinzelnen Glieder. (September 10.—12.) 309
hergeworfen und schließlich trotz Ruderlegens und ausgiebigster Abgabe
aller Ballastmittel und aller sonstigen beweglichen und abnehmbaren Gegen-
stände mit der Spitze auf die Wasserfläche herabgeworfen, wobei es durch
den heftigen Anprall mehrfach in der Mitte durchbrach und ins Sinken
geriet. „Die Trümmer schwammen inzwischen bei dem aufgekommenen
starken Seegange noch eine halbe Stunde und vermöge des Gasinhalts
die Zellen noch eine Viertelstunde nach dem Unfall auf dem Wasser. Das
Linienschiff „Hannover“ und der Fischdampfer „Orion“ aus Geestemünde
begaben sich nach der Unfallstelle und rettelen die sechs bereits genannten
Personen von der Besatzung. Durch Boote, die alsbald hinzukamen, und
weitere Schiffe und Torpedoboote, welche die Unfallstelle die ganze Nacht
und im Lauf des heutigen Tages weiter absuchten, wurde der Bootsmanns-
maat Basmer in leblosem Zustande treibend aufgefischt. Wiederbelebungs-
versuche waren erfolglos. Die Offiziere und die gesamte Besatzung des
Luftschiffes taten bis zum letzten Augenblick in vorbildlicher Pflichterfüllung
alles, was zur Abwendung der Katastrophe geschehen konnte. Das Luft-
schiff hatte keineswegs eine lange Fahrt zurückgelegt und war sehr reichlich
mit Brennstoff und Ballast versehen. Es hatte den Gasvorrat voll aus-
gefüllt und sich die ganze Zeit bis zum Eintritt des Unglücks, seiner weit-
gehenden Handlungsfreiheit entsprechend, in der als günstig selbstgewählten
Höhe von 500 Metern gehalten. An Bord befanden sich 20 Personen.
Von einer Ueberlastung des Luftschiffes kann um so weniger die Rede sein,
als Teile der für den Krieg bestimmten Ausrüstung sich nicht an Bord
befanden. Es handelt sich mithin bei dem Unfall weder um Versagen der
technischen Einrichtungen noch um Ballastmangel oder Gasverlust, sondern um
das unvorhergesehene Zusammentreffen ganz ungewöhnlich ungünstiger Witte-
rungserscheinungen, also eine höhere Gewalt. An der Einschätzung des starren
Luftschiffes als Kriegsinstrument wird durch den Vorfall nichts geändert.“"
10.—12. September. (Breslau.) Tagung des Deutschen An-
waltsvereins.
* ichs Anwachsen der Anwaltsziffer wird aus folgender Tabelle er-
ichtlie
Zahl Zunahme von 2 zu 2 Jahren
der Anwälte absolut in Prozenten
1903 7262 « — : —
1905 7863 "/ 601 I 8.27
1907 8638 1 755 3 9.85
1909 9607 1 969 6 11.22
1911 10884 1237 1288
1913 12324 i 1480 13.65
10. September. Veröffentlichung einer Reihe der sehr um-
fangreichen Personalveränderungen aus Anlaß der Heeresvermehrung.
U. a. ist der bisherige Kommandierende General des 1. Armeekorps
General der Infanterie von Kluck zum Generalinspekteur der 8. Armee-
Inspektion ernannt worden. An seine Stelle ist der bisherige Kommandeur
der 13. Division Generalleutnant von François mit der Führung des
1. Armeekorps beauftragt worden. Generalleutnant von Pappritz ist zum
Gouverneur von Königsberg und Generalleutnant von Zastrow zum Gouver-
neur von Graudenz ernannt worden.