314 Das Vesche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 17.—19.)
Unteroffiziere vor unvorsichtigen Aeußerungen zu warnen. Es geschah am
8. Juli 1911, als der Beschuldigte die Unteroffiziere versammelt hatte, um
sich vor Antritt seiner mehrmonatigen Reise ins Innere von ihnen zu
verabschieden. Bei dieser Ansprache hat der Beschuldigte das gespannte
Verhältnis zwischen Kommando und Gouvernement nicht erwähnt. Er hat
sich darauf beschränkt, die größte Vorsicht in Mitteilungen an Zivilisten
und Gouvernementsbeamte zu empfehlen und das Besprechen dienstlicher
Angelegenheiten zu verbieten. Allerdings hat der Zeuge Deininger bekundet,
daß der Beschuldigte die zwischen Gouvernement und Kommando vor-
handenen Mißhelligkeiten als Grund seiner Mahnung zur Vorsicht angegeben
habe, doch ist anzunehmen, daß der Zeuge sich in dieser Bekundung irrt.“
Diese Annahme wird dann des näheren begründet und weiter angeführt,
daß kein einziger Grund für den Willen des Beschuldigten, Unzufrieden-
heit gegen das Gouvernement zu erregen, spricht. „Er ist begeisterter
Soldat, der warm für seine Untergebenen eingetreten ist, aber auch die
miltärische Unterordnung grundsätzlich hochgehalten hat. Ihm ist nicht ohne
weiteres zuzutrauen, daß er sich in solcher Weise gegen die militärische
Disziplin vergehen würde. Das gerichtliche Verfahren gegen ihn muß ein-
gestellt werden."“
17. September. (Berlin.) Einweihung des neuen Kammer-
gerichts in Gegenwart des Prinzen August Wilhelm von Preußen.
17. September. Zur Ablehnung Deutschlands, sich an der
Ausstellung in San Francisco zu beteiligen.
Die deutschen Verbände in den Südstaaten Amerikas, in Kalifornien,
Washington, Oregon und Texas haben an Kaiser Wilhelm eine Depesche
gerichtet. In ihr drücken sie ihr Bedauern aus, daß das Deutsche Reich
an der Weltausstellung in San Francisco nicht vertreten sein werde, und
betonen die angesehene Stellung der Deutschen in Amerika.
18. September. Dem verunglückten Militärattaché v. Winter-
feldt wurde von General Joffre im Namen des Präsidenten Poin-
caré das Offizierkreuz der Ehrenlegion überreicht.
18. September. (Heidelberg.) Prinzessin Sophia von Sachsen-
Weimar, Tochter des Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar und
seiner Gemahlin, einer geborenen Prinzessin von Rsenburg-Büdingen,
Prinzessin Sophia von Sachsen-Weimar, #im 25. Lebensjahre durch
Selbstmord.
Gerüchte von der bevorstehenden Verlobung der Prinzessin mit dem
Sohn des bekannten Berliner Finanzmannes v. Bleichröder wurden von
der Familie dementiert.
18. September. (Dresden.) Die Stadtverordneten bewilligten
den Ankauf von Radium für 200000 Mark.
19. September. (Konitz.) Das Gericht verweigerte dem pol-
nischen westpreußischen Verein zur Unterstützung der lernenden
Ingend die Ausfertigung des Erbdokuments zur übernahme der
ihm von Kasimir v. Sikorski vermachten Millionenerbschaft, da der
Verein keine Korporationsrechte besitzt.