Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

340 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oktober 27. 28.) 
         27. Oktober. (Wildpark.) Heimkehr des Kaisers aus Osterreich. 
         W. Oktober. (Lübeck.) Bei der Beratung des neuen Ein- 
kommensteuergesetzes lehnt die Bürgerschaft mit erdrückender Mehr- 
heit die Bestimmung ab, daß Steuerbetrug im wiederholten Rückfall 
mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft werden soll. 
          W. Oktober. (Berlin.) Einweihung des Instituts für er- 
perimentelle Therapie in Dahlem, das von der Kaiser-Wilhelm-= 
Gesellschaft begründet wurde. 
         Der Kaiser besichtigte das Institut und hielt nach den Verhand- 
lungen folgende Ansprache: 
            „Ich möchte Ihnen von Herzen danken für die so schönen Fortschritte, 
die Sie gemacht haben. Vor allen Dingen möchte ich dem Herrn Dr. Harnack 
danken, daß der Anregung, die ich im vorigen Jahre gegeben habe, be- 
üglich der Möglichkeit, den Grubenbetrieb sicherzustellen, von ihm und 
seinen Kolle gen in hervorragendem Maße entsprochen worden ist. Das 
Instrument, das uns vorgeführt wurde, scheint mir berufen zu sein, 
möglicherweise, wenn es sich in dem Betrieb bewährt, auch dauernd den 
Bergleuten in Zukunft das Leben zu erhalten. Es ist Herrn Haber und 
seinem Kollegen gelungen, den Weg zu einem Warninstrument zu finden 
und, soweit es möglich ist, hoffentlich die Flamme aus dem Grubenbetrieb 
auszuschließen. Ich glaube, daß unsere Gesellschaft stolz darauf sein kann, 
daß es in der kurzen Zeit von knapp einem Jahre einem ihrer Mitglieder 
vorbehalten gewesen ist, ein hoffentlich für die Menschheit wohltuendes, 
rettendes Werkzeug hergestellt zu haben. Ich spreche im Namen der ge- 
samten Gesellschaft dem Herrn Dr. Haber die vollste Anerkennung und 
meine Gratulation aus. 
          Zu gleicher Zeit begrüße ich Herrn Dr. v. Wassermann, der nunmehr 
die Abteilung für experimentelle Therapie in meinem Institute übernommen 
hat. Wie schon vorher ausgeführt worden ist, soll hier der Endkampf gegen 
die Seuchen in Szene gesetzt werden, und wie uns gezeigt worden ist, daß 
immer mehr und mehr der Lichtstrahl dazu dienen kann und soll, die 
Menschheit zu stärken, zu gesunden und zu erhalten, so können wir ge- 
wissermaßen wünschen, daß, wie in der alten mesopotamischen Sage 
Marduk mit dem Lichtstrahl bewaffnet die Dämonen der Finsternis be- 
kämpfte und niederdrückte, so auch hier der Leiter des Instituts für experi- 
mentelle Therapie in der Lage sein wird, das blitzende Schwert zu schmieden, 
mit dem er den Endkampf gegen die Seuchen nicht nur aufnimmt, sondern 
siegreich besteht. Damit wird dann auch die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft den 
Zweck erfüllen, den ich von ihr erwarte, daß sie ein Segen für die Mensch- 
heit wird.“ 
            W. Oktober. (Braunschweig.) Die Zivilliste des Herzogs. 
      Die Vorlage ist der Landesversammlung zugegangen. Sie lautet: 
     Artikel I: Die zur Bestreitung der Bedürfnisse des Landesfürsten 
und des herzoglichen Hauses durch Artikel I des Finanznebenvertrages vom 
12. Oktober 1832 von dem Reinertrage des Kammergutes vorbehaltene, auf 
19000 Taler in Gold und 218000 Taler in Konventionalmünzen fest- 
gesetzte und durch Artikel 1 der zwischen der herzoglichen Landesregierung 
und der Landesversammlung unter dem 15. März 1873 getroffenen Ueber- 
einkunft (Anlage A des Landtagsabschiedes des 14. ordentlichen Landtages 
vom 12. Juni 1874, Nummer 31 der Gesetz= und Verordnungssammlung
	        
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