376 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 2.)
der Reichsbank erleichtert. Obwohl sie am 29. November bereits 68 Mil-
lionen Mark Gold abgegeben hatte, besaß sie an diesem Tage den vor dem
Oktober d. J. unerreichten Goldbestand von 1219,6 Millionen Mark, zu der
gleichen Zeit 1912 besaß sie nur 769,6 Millionen, 1911 nur 809 Millionen,
1910 nur 738 Millionen Mark in Gold.
Es bleibt noch übrig, einen Blick auf die Ausgabeetats der einzelnen
Verwaltungen zu werfen. Das Auswärtige Amt beansprucht an fortdauernden
Ausgaben ein Mehr von 1456000 Mark. Hiervon fallen 650000 Mark auf
die organische Neuordnung der Besoldungen der Auslandsbeamten. Durch
die Neuordnung wird neben den Vorteilen des Dienstalterstufensystems und
einer besseren Anpassung an die örtlichen Teuerungsverhältnisse auch eine
Erleichterung des Zuganges zum diplomatischen und zum konsularischen
Dienste erreicht, wie sie auch vom Reichstag seit langem gewünscht wird.
Sodann hat der Etat bei aller Knappheit in der Aufstellung doch auch noch
Mittel zu erhöhter Förderung nationaler, wirtschaftlicher und kultureller
Interessen gefunden. Beim Auswärtigen Amte sind es unsere Auslands-
schulen, deren Fonds um 400000 Mark aus 1½ Millionen Mark erhöht
worden ist. Bei den allgemeinen Fonds des Reichsamts des Innern sind
hervorzuheben teils größere, teils geringere Mehraufwendungen für das
Römisch Germanische Museum zu Mainz, die Binnensischerei, die deutschen
Seemannsheime, die Ausdehnung des wettertelegraphischen Dienstes und
für den Verband deutscher Arbeitsnachweise. Bei Titel 12 ist die Hälfte
der Titelsumme abgesetzt, weil die für die Einrichtung der Postdampfer-
verbindungen nach Ostasien und Australien geschlossenen Verträge mit dem
30. September 1914 ihr Ende erreichen. Die weitere Regelung dieses Post-
dampferdienstes befindet sich noch in der Schwebe. Die Belastungen des
Reichs aus den nach der Reichsversicherungsordnung zu gewährenden Leistungen
sind rund 2 Millionen Mark höher. Für die Ausgaben für die Hinter-
bliebenenversicherung ist die entsprechende Einnahme aus dem Hinterbliebenen-
versicherungsfonds im Etat der allgemeinen Finanzverwaltung bereitgestellt.
Die Unterstützungen der Familien der zu Friedensübungen einberufenen
Mannschaften erfordern ein Mehr von 1757000 Mark.
Der Militäretat steht unter dem Zeichen der planmäßigen Abwick-
lung der Heeresverstärkungen von 1911 und 1912 sowie der großen Wehr-
gesetzgebung von 1913. Neben den unmittelbar auf der Rüstungsverstärkung
beruhenden Forderungen werden u. a. Geldmittel verlangt im Interesse der
reichlicheren Verpflegung von Mann und Pferd, der Verbesserung der Be-
leuchtung in den Mannschafts- und Kasernenkrankenstuben, der Erhöhung
und Verzinsung der Dienstprämie und der Verbesserung der Unterkunft für
Unteroffiziere. Ferner hat sich eine Erhöhung des Unteroffiziers-Unterstützungs-
sonds als notwendig erwiesen; der Mehrbetrag soll im wesentlichen den
Unteroffizieren in Elsaß-Lothringen zugute kommen, um deren Ersatz zu
erleichtern. Der Marineetat bringt bei einem Mehr von insgesamt 8,2 Mil-
lionen Mark gegen das Vorjahr ein weiteres Zurückgehen des Anleihebedarfs
um 20,2 Millionen, somit im Ordinarium eine Steigerung von 28,4 Mil-
lionen Mark. Die persönlichen und sächlichen Forderungen halten sich in
dem Rahmen, der durch die Flottengesetze in Verbindung mit der Wehr-
gesetzgebung von 1913 gegeben ist. Im Etat für das Schutzgebiet Kiautschau
und das ostasiatische Marinedetachement verringert sich der Reichszuschuß
gegen das Vorjahr um 0,519 Millionen Mark. Er bleibt infolge des zur
Balancierung zur Verfügung stehenden Ueberschusses aus 1912 für 1914
sogar um beinahe ½ Million Mark hinter dem Betrage der Militärausgaben
einschließlich derjenigen für das verstärkte ostasiatische Marinedetachement
zurück.