Die Ssterreichisch- ungarische Monarthie. (Februar 20.—26.) 451
Grafen Stürgkh sowie des Statthalters Fürsten Thun fand eine
Besprechung über die Regelung des Sprachengebrauches der landes-
fürstlichen Behörden in Böhmen statt, an der Vertreter der konser-
vativen Großgrundbesitzer und des Tschechenklubs teilnahmen.
20. Februar. (Cisleithanien.) Im Subkomitee des Budget-
ausschusses zur Untersuchung der Vergebung der Marinelieferungen
gab der Landesverteidigungsminister Freiherr v. Georgi im Namen
des Marinekommandanten Erklärungen über die Lieferung eines
Docks für die Kriegsmarine durch eine deutsche Firma ab. (Siehe
Februar.)
21. Februar. (Böhmen.) Tschechische Panfslawisten.
Die Staatsanwaltschaft in Reichenberg (Böhmen) ließ bei dem
tschechischen Agitator Joseph Vanadko eine Haussuchung vornehmen, bei der
eine große Anzahl panslawistischer Medaillen mit aufreizenden Inschriften gegen
Oesterreich aufgefunden wurden. Schleifen in serbischen und bulgarischen
Landesfarben schmückten die verschiedenen Medaillen, die beschlagnahmt und
nach Reichenberg gebracht wurden. Auch gedruckte aufreizende Schriften und
Flugblätter in tschechischer Sprache, die an Tschechen in der ganzen Welt
versandt wurden, wurden in größerer Menge ausgefunden.
24. Februar. (Ungarn.) Die Opposition blieb der Sitzung
des Abgeordnetenhauses fern, obwohl die Frist, für die sie aus-
geschlossen worden war, inzwischen abgelaufen ist.
25. Februar. An Stelle des zurückgetretenen Admirals Grafen
Montecuccoli ist Vizeadmiral Anton Haus zum österreichischen
Marinekommandanten und Chef der Marinesektion des Kriegs-
ministeriums bei Belassung in seiner Eigenschaft als Flotteninspekteur
ernannt worden.
26. Februar. (Wien.) Der Stand der Balkankrise.
Das offiziöse „Fremdenblatt“ schreibt, daß die letzten Tage auschei-
nend eine gewisse Erleichterung der internationalen Situation gebracht haben,
wobei es die Aeußerungen des russischen Ministerpräsidenten gegenüber
einem österreichischen Publizisten und die gestrige Aeußerung des österreich-
ischen Ministerpräsidenten gegenüber Abgeordneten und Vertretern der nord-
böhmischen Industrie hervorhebt. Das Blatt betont, daß die beiden von
so autoritativen Stellen ausgehenden Aeußerungen selbstverständlich ihren
Eindruck nicht verfehlen werden, und fährt fort:
„Sie ergänzen und bekräftigen die Stimmung, die hervorgerufen
wurde durch die unentwegten Bemühungen der Großmächte um die Er-
haltung des europäischen Friedens und durch die unermüdliche Tätigkeit
der Staatsmänner der Mächte, die Gegensätze auszugleichen und alle Frik-
tionen zu eliminieren, soweit das überhaupt mit dem Schutz der wich-
tigsten Interessen vereinbar ist. Die beiden Ministerpräsidenten konnten
freilich über die konkreten Streitfragen selbst noch keinerlei bestimmte Er-
klärungen abgeben und mußten sich darauf beschränken, der Hoffnung und
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