452 Jie sstrreichisch-#u##iscze Monarchie. (Februar 26.—März 1.)
dem Wunsch nach einer friedlichen Lösung aller strittigen Fragen Ausdruck
zu geben."
Das Blatt stellt nun fest, daß sowohl in der Lage zwischen den
Kriegführenden als auch in der bulgarisch-rumänischen Streitfrage ein Aus-
gleich der Gegensätze bisher leider nicht erfolgt ist, und fährt sodann fort:
„Zu diesen wichtigen Problemen, die bisher noch ungelöst sind, tritt
noch die albanesische Frage. Eine Einigung über die Abgrenzung des
selbständigen albanesischen Staates ist noch keineswegs erzielt worden. Viel-
mehr zeigen sich gerade bei dieser Frage noch beträchtliche Meinungs-
verschiedenheiten. Die Ueberbrückung dieser Gegensätze begegnet schon aus dem
Grunde großen Schwierigkeiten, weil die österreichisch-ungarische Monarchie
sowohl in dieser als in den anderen mit der Lösung des Balkanproblems in
Zusammenhang stehenden Fragen ohnehin schon so viele Beweise ihres
Entgegenkommens geliefert hat. Man muß sich diese Tatsachen klar und
nüchtern vor Augen halten, um ein wirklichkeitsgetreues Bild der gegen-
wärtigen internationalen Lage zu gewinnen. Man wird dabei den Willen
zum Frieden, wie er in den Aeußerungen des russischen und des öster-
reichischen Ministerpräsidenten zutage tritt, nicht übersehen dürfen. Er ist
geeignet, eine beruhigende Wirkung zu üben, und läßt die Hoffnung auf-
kommen, daß die jetzige Krise ohne weitere ernste Komplikationen an uns
vorüberziehen wird."“
26. Februar. (Ungarn.) Der Ministerpräsident von Lukacs
legt dem Kaiser in Schönbrunn seinen Streit mit dem Unterrichts-
minister Graf Johann Zichy vor. Der Kaiser entscheidet sich zu-
gunsten des Ministerpräsidenten und nimmt die Demission des
Kultusministers an, der durch den Staatssekretär von Jankowitsch
ersetzt wird.
27. Februar. Der bisherige k. und k. Konsul in Prisrend,
Prochaska, der sich auf Urlaub befindet, wurde in gleicher Amts-
eigenschaft nach Rio de Janeiro versetzt.
W. Februar. (Budapest.) Der Bakteriologe an der Uni-
versität Prof. Dr. Otto Pertik f, im Alter von 61 Jahren.
W. Februar. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Das
Subkomitee des Budget-Ausschusses zur Untersuchung der Vergebung
von Marinelieferungen beschloß, das Bedauern auszusprechen, daß
die Regierung durch die Verweigerung der Aktenvorlage die Ver-
handlungen des Subkomitees und die pflichtgemäße Prüfung und
Untersuchung darüber, ob bei der Vergebung eines Schwimmdocks
richtig und zweckmäßig vorgegangen sei, erschwert habe. (Siehe 11.
und 20. Februar.)
1. März. (Gmunden.) Eintreffen der Kaiserin, der Prinzessin
Viktoria Luise und des Prinzen Ernst August mit dem Herzogs-
paar zu Braunschweig und Lüneburg, dem Großherzogspaar von
Mecklenburg-Schwerin, dem Prinzen Maximilian von Baden und