476 Die #serreichish-ungarische Menarsir. (November 26. 27.)
Geldmarktes der größten finanziellen Bedrängnis ausgesetzt sein würden.
Ich kann nur mein Bedauern darüber ausdrücken, daß ein Führer der
oppositionellen Partei, wie Graf Michael Karolyi, sich diese Meinung ge-
wisser Zeitungsorgane zu eigen gemacht hat und solche Unkenntnis unserer
wirtschaftlichen Verhältnisse verrät, daß er sich zu gewissen gegen den öffent-
lichen Kredit gerichteten Aeußerungen hat hinreißen lassen.
26. November. (Osterreichische Delegation.) Die Be-
deutung des Dreibundes als Friedensfaktor.
Im Heeresausschuß erklärte Delegierter Dr. v. Grabmayr, im all-
gemeinen Rüstungsfanatismus könne die Monarchie allein nicht zurück-
bleiben. Wenn es trotz der bestehenden Gefahrenquellen gelungen sei, den
Balkankrieg zu lokalisieren, so sei die Hauptursache der Respekt vor der
militärischen Stärke des Dreibundes gewesen. Dieser habe sich wirklich als
ein Bollwerk des europäischen Friedens bewährt. Darum sei es die Auf-
gabe aller, die in der Monarchie in maßgebender Weise an der Entwicklung
der öffentlichen Dinge teilnehmen, den Dreibund zu verstärken, zu vertiefen
und auszubauen. Die Gefahren seien keineswegs beseitigt, da die pan-
slawistischen Wühlereien nicht aufhören. Insbesondere heische die südflawische
Frage eine Lösung. Wenn diese Lösung nicht in einem für die Monarchie
günstigen Sinne erfolgt, so könne daraus für die Existenz des Reiches eine
schwere Gefahr erwachsen. Heute könne man von Ruhe auf dem Balkan
noch nicht sprechen. Die Gefahr des Weltkrieges bestehe noch immer. Zur
Verhütung eines solchen entsetzlichen Unheils sei eine vernünftige innere
und äußere Politik notwendig, welche auf eine starke Armee und Flotte sich
stütze. Wenn Oesterreich innerhalb des Dreibundes ein geschätzter gleich-
berechtigter Genosse bleiben wolle, könne es sich der Aufgabe nicht entziehen,
auch seine militärische Stärke entsprechend den Leistungen der Bundes-
genossen auszugestalten. Die Monarchie müsse durch die Ausgestaltung der
Flotte in der Lage sein, Italien den Rückhalt zu gewähren, dessen Italien
im Mittelmeer bedürfe.
27. November. (Graz.) Zusammenstoß zwischen deutschen und
slawischen Studenten auf der einen und italienischen Studenten
auf der anderen Seite, da die Italiener von den Deutschen und
Slawen am Eintritt in die Universität verhindert wurden.
Sechs deutsche und fünfzehn italienische Universitätshörer wurden
verwundet.
27. November. (Wien.) Replik des Grafen Berchtold.
Im Ausschuß für Aeußeres der österreichischen Delegation erklärte
Grafs Berchtold, er wolle auf die vorgebrachten Kritiken gegen die Führung
der äußeren Politik antworten, soweit dies mit den internationalen Rück-
sichten zu vereinbaren sei. „Wenn ich“", sagt Graf Berchtold, „die Aus-
stellungen, die gegen unsere auswärtige Politik vorgebracht wurden, zu-
sammenfasse, so gipfeln sie darin, daß die Diplomatie angeblich nicht ge-
hörig orientiert war, daß sie keine bestimmten Zielpunkte verfolgt hat, und
daß die aufgewendeten Mittel in keinem Verhältnis zu den erreichten Re-
sultaten gestanden haben. Was den ersten Punkt anbelangt, so glaube ich,
ihn bis zu einem gewissen Grade entkräften zu können, indem ich darauf
hinweise, daß wir bereits zu einer Zeit, da noch von keiner anderen Stelle
eine Enuntiation über den Ernst der Lage gegeben wurde, nämlich im
August v. J., eine internationale Aktion eingeleitet haben, welche darauf