Greßbritannien. März 10.) 499
sollen. Schließlich sagt der König, daß in Anbetracht der anstrengenden
Arbeit des letzten Jahres die weitere gesetzgeberische Tätigkeit eingeschränkt
werden solle, und kündigt folgende Vorlagen an: „eine Bill betreffend den
Landerwerb in Irland, eine Bill, die die Reichsgarantie für die Anleihe
der Regierung im Sudan schafft, um die wirtschaftliche Lage im Sudan
zu heben und den Baumwollbau zu fördern, ferner Bills, die die Be-
schäftigung von Kindern in der Industrie weiter einschränken, die Plural-
stimmen aufheben und ein nationales Unterrichtssystem schaffen sollen.“
10. März. (Unterhaus.) Auswärtige Politik.
Der Führer der Opposition, Bonar Law, der die Debatte eröffnete,
sprach die Hoffnung aus, daß der Premierminister Asquith über die Balkan-
lage Mitteilungen machen könne. Da das Haus jede Zusicherung begrüßen
werde, daß ein baldiges Ende des Krieges wahrscheinlich sei, hoffe er, daß
der Friede nicht fern sei. Bonar Law ersuchte sodann um Mitteilungen
über die Ereignisse in Tripolis und Südpersien. Mit Bezug auf die Ko-
lonien und die Marine sagte er, einen Vorteil habe die fortwährende
Steigerung der Rüstungen in der Welt gebracht: daß der von außen aus-
geübte Druck das Reich fester zusammengeschmiedet habe. Der Redner sprach
sodann seine Verwunderung aus, daß der König in seiner Thronrede nichts
von der Landesverteidigung erwähnt habe. Niemand sei mit dem Zustande
der Landesstreitkräfte zufrieden. Dieser Punki hätte berücksichtigt werden
müssen, um die von der Regierung zugestandenen Schwierigkeiten in Frage
zu ziehen. Es sei ferner nichts bemerkt worden, die Parlamentsakte in
Bezug auf die Reform des Oberhauses einzuleiten. Der Ministerpräsident
habe erklärt, die Sache dulde keinen Aufschub. Es sei klar, daß die Re-
gierung nicht ernstlich daran denke, diese Reform durchzuführen. Das
Resultat sei, daß die ganze Gewalt in den Händen des Kabinetts vereinigt
sei. Bonar Law fuhr fort, er glaube, es sei das Wahrscheinlichste, daß die
Regierung ihre Majorität aufbieten werde, um das Homerule-Gesetz und
das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche in Wales wiederum in
diesem Jahre durchzubringen.
Premierminister Asquith sagte: Was die auswärtigen Angelegen-
heiten betrifft, wird das Haus verstehen, daß ich selbst jetzt noch ver-
pflichtet bin, bis zu einem gewissen Grade in meinen Worten Zurückhaltung
zu üben. Soweit es jedoch möglich ist und sich mit den großen Inter-
essen verträgt, die noch mehr oder weniger in der Schwebe sind, will ich
mit größter Offenheit und Freimütigkeit sprechen. Was die Großmächte
betrifft, so sahen sich diese bei dem Ausbruch des Krieges gezwungen, dazu
Stellung zu nehmen, da der Krieg einen Status berührte, an dessen Schaf-
fung und Aufrechterhaltung sie alle beteiligt sind, nämlich den europäischen
Status, der durch den Berliner Vertrag begründet ist. Soweit der Rrieg
nicht diesen Status berührte, waren die Mächte nicht direkt daran inter-
essiert. Die Beratungen der Botschafter in London unter Greys Vorsitz
waren in der Hauptsache, wenn nicht ausschließlich, auf diese Erwägungen
gerichtet. Ich freue mich, sagen zu können, daß als Refsultat dieser Be-
ratungen, die allerdings noch nicht das Endstadium erreicht haben, eine
Verständigung über zwei der wichtigsten Punkte erzielt worden ist, nämlich
hinsichtlich des adriatischen Küstengebiets und des wirtschaftlichen Zugangs
dazu durch die internationale Eisenbahn für Serbien. Diese Frage kann
nun als erledigt betrachtet werden. Die nächste Frage, die sich bei der
Behandlung schwieriger erwies, betraf nicht das Prinzip, sondern die Be-
grenzung des autonomen Albaniens unter europäischer Garantie. Es freut
mich sagen zu können, daß die Mächte einstimmig ein so garantiertes
32“