Metadata: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Großbritannien. März 26.) 505 
klarer.“ Ich gebe zu, es mag klarer sein, nach Geschwadern zu rechnen, 
wenn man von der Organisation spricht und die Zahl der Schiffe nur 
dann hineinzieht, wenn es sich um neue Bauprogramme handelt. Ich muß 
jedoch den Rest von dem vorlesen, was im letzten Jahre gesagt worden ist, 
denn es würde schade sein, wenn in einem solchen Punkte ein Mißverständnis 
entstehen würde. Ich sagte, dies Verhältnis würde nicht genügen, wenn die 
Anzahl die einzige Probe für die Ueberlegenheit zur See wäre. Aber wir 
müssen uns erinnern, daß unsere Ueberlegenheit Schiff für Schiff, Ge- 
schwader für Geschwader auf der ganzen Linie verfolgt werden muß, wenn 
es nicht eine sehr große ist. Die Neuorganisation, die ich dem Hause klar- 
gelegt habe, würde allen weiteren Anforderungen genügen und es wäre 
sehr einfach, die Geschwader im Notfalle von je acht Schiffen zunächst auf 
neun, dann auf zehn zu verstärken. Das geht jedoch über die Periode von 
vier oder fünf Jahren hinaus, die den äußersten Horizont der Flotten- 
politik bedeuten. Wir schlagen den Bau von zwei kanadischen Schiffen vor, 
wenn dieses Dominion mit der Bildung eines neuen Geschwaders mit 
fünf Schissen mit großer gleichförmiger Schnelligkeit, das den Namen 
„Reichsgeschwader“ führen soll, einverstanden ist. Dieses Geschwader soll 
Gibraltar zur Basis haben. Unsere Absicht geht dahin, daß dieses Ge- 
schwader frei je nach Bedarf im britischen Reiche Kreuzfahrten mache und 
verschiedene Dominien besuche und bereit sei, an jedem bedrohten Orte 
daheim oder im Auslande in Aktion zu treten. Aber, wird gesagt werden, 
wird nicht die Möglichkeit der unbegrenzlen Entwicklung oder Ausdehnung 
der Flottenmacht unserer Dominien es für Deutschland, selbst wenn es so 
gewillt wäre, praktisch unmöglich machen, einen derartigen Vorschlag einer 
Rüstungspause, der von uns gemacht worden ist, anzunehmen? Das ist 
eine schwere Frage, aber die Antwort ist klar. Jeder solche Vorschlag ist 
in erster Linie auf ein spezielles Jahr zu beschränken und würde natürlich 
alle Umstände dieses Jahres auf der ganzen Welt in Erwägung ziehen. 
Im letzten Jahre habe ich im Namen der Regierung gefragt und öffent- 
lich angeboten, nicht ein einziges britisches Kapitalschiss in diesem Jahre 
zu bauen, wenn Deutschland keins baut und führte aus, wie vorteilhaft 
ein solches Abkommen für die verhältuismäßige Stärke der deutschen See- 
macht sein würde. Dieser Vorschlag hat bisher keine Früchte getragen. 
Seither hatten wir ein neues deutsches Flottengesetz und seither sind die 
deutschen Schiffe für 1913 schon bewilligt worden. Die Kolonien werden 
für das britische Reich im Jahre 1913 neue Linienschiffe bauen. Dieses 
Jahr ist festgelegt worden, aber nehmen Sie 1914 an. Ich habe keinen 
Grund zu der Annahme, daß es der Wunsch der deutschen Regierung ist, 
ihr Bauprogramm für dieses Jahr zu verschieben oder aufzuschieben. Wenn 
es aber ihr Wunsch sein sollte, so hat sie es nur bekannt zu geben. Nie- 
mand baut Dreadnoughts zum Vergnügen. Da 1914 eins von jenen Jahren 
ist, in dem von vier neuen Schiffen zwei auf Stapel liegen, so wird ein 
gegenseitiges Nachlassen offenbar keine Nachteile für die relative Stellung 
Deutschlands sein. Es ist jedoch klar, daß ein solches Abkommen auch 
andere Mächte außer England und Deutschland berühren würde und 
wiederum Frankreich und Rußland einerseits und Oesterreich und Italien 
andererseits würden in Erwägung zu ziehen sein. Ich bin sanguinisch ge- 
uug, keine unüberwindlichen Schwierigkeiten zu sehen für dieses gemein- 
same Vorgehen der englischen und deutschen Regierung, denn der Friede 
und die Wohlfahrt der Welt ist uns über alle Maßen unschätzbar, und 
wenn zwischen beiden ein Abkommen, sei es auch nur für ein spezielles 
Jahr und um so verschwenderische zwecklose und nichtige Torheiten zu ver- 
hindern, geschlossen würde, so würde man ein weiteres internationales Ziel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.