Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

512 Grefbritannien. (Juli 28.—31.) 
Landesverteidigung liefern werde. Die Admiralität habe die Beschleunigung 
des Baues der drei Schiffe des diesjährigen Programms beschlossen. Im 
nächsten Jahre werde sie besser in der Lage sein zu beurteilen, ob eine 
weitere Beschleunigung oder eine Erweiterung des Programms nötig sein 
werde. Churchill fuhr dann, nachdem er das Programm auseinandergesetzt 
hatte, mit den Worten fort: „Von dieser Politik werden wir uns durch 
keine Agitation ablenken lassen“. Er erwarte während der nächsten 9 Mo- 
nate die wöchentliche Ablieferung eines Zerstörers, während der nächsten 
12 Monate monatlich die Ablieferung eines leichten Kreuzers, während der 
nächsten 18 Monate alle 45 Tage die Ablieferung eines Ueberdreadnonghts. 
Für alle diese Schiffe sei vollzählige Mannschaft vorhanden. Die Ver- 
mehrung der Stärke, die die nächststarke Seemacht in dieser Periode er- 
halten werde, werde beträchtlich geringer sein als die Hälfte der britischen 
Verstärkung. Marineminister Churchill erklärte in Erwiderung auf ver- 
schiedene Fragen, daß mit dem Luftschiffwesen der Marine erhebliche Fort- 
schritte gemacht worden seien. Der „Parseval“, ein Muster deutscher Leistungs- 
fähigkeit, habe seine Probefahrten mit Erfolg abgelegt und eine Geschwindig- 
keit von 42 Meilen aufrechterhalten. Zwei große starre Luftschiffe seien im 
Bau begriffen. — Der Etat für die Schiffsbauten wurde vom Hause an- 
genommen. 
W. Juli. (Oberhaus.) Bagdadbahn. 
Lordpräsident des Geheimen Rats Viscount Morley über die Bag- 
dadbahn: Der Hauptpvunkt des Abkommens zwischen England und der 
Türkei ist, daß die Bagdadbahn nicht über Basra hinaus gehen soll, und 
daß die britische Regierung jede Frage der Beteiligung an der Strecke 
Bagdad—Basra aufgegeben hat. Es werden zwei britische Aufsichtsräte 
vorhanden sein, die uns über jede Maßregel betreffend Frachtraten oder 
Kontrolle unterrichten werden, so daß wir nötigenfalls diplomatische Vor- 
stellungen erheben können. 
29. Juli. (London.) Botschafterreunion. 
Die Frage des albanischen Statuts wird endgültig geregelt. Al- 
banien soll von einem Fürsten regiert werden, der innerhalb von sechs 
Monaten ernannt werden wird. Inzwischen soll die Verwaltung Albaniens 
organisiert werden. Zu diesem Zwecke entsenden die Mächte eine Kom- 
mission, bestehend aus einem Vertreter Albaniens und je einem Vertreter 
jeder Macht, die die Grundzüge der Gemeindeverwaltung und der anderen 
Arten der Verwaltung, die jetzt schon im Lande bestehen, kennen lernen 
und dann den Mächten Vorschläge für die künftige Organisation machen 
soll. Die Kommission soll sobald als möglich zusammentreten. Die Gen- 
darmerie soll von schwedischen Offizieren befehligt werden. Die Mächte 
werden die schwedische Regierung bitten, einen höheren Offizier zu er- 
nennen, der die Kommission nach Albanien begleiten soll, um festzustellen, 
wie viele Offiziere nötig sein werden. 
31. Juli. (Unterhaus.) Die Haltung der Mächte. 
Walter Guinneß fragte, ob mit Rücksicht auf die Tatsache, daß die 
Mächte den ehemaligen Verbündeten gestattet haben, einen bloßen Er- 
oberungskrieg zu führen, irgendein Grund vorhanden sei, sich der Wieder- 
besetzung Thraziens auf Grund des Nationalitätenprinzips zu widersetzen, 
das Grey ehedem unterstützt habe. 
Grey erwiderte: Diese Fragen scheinen auf die Annahme gegründet, 
daß die Aktion der Mächte durch Vernunft und Völkerrecht geregelt wird. 
Die Haltung der Mächte ist, was jede einzelne Macht anlangt, durch die
	        
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