Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Grebritannien. (Oktober 24.—November 3.) 519 
Lord Crewe, der Staatssekretär für Indien, machte in einer Rede 
die aufsehenerregende Mitteilung, daß die Ulsterverschwörung in Indien 
mit dem größten Interesse verfolgt werde, und daß die indischen Re- 
volutionäre alle von den Ulsterrebellen vorgebrachten Gründe gegen die 
Einführung des Homerulegesetzes sich zu eigen machten, um ihre Landsleute 
gegen die britische Herrschaft aufzuhetzen. Am meisten Eindruck hat in 
Indien die Aufforderung der Ulsterrebellen an die britische Regierung 
gemacht, nicht auf sie als ihre eigenen Landsleute zu schießen, sollte es 
um Aeußersten kommen. Die Inder werden dem Beispiele der Ulsterleute 
solgen und die eingeborenen Truppen auffordern, den Engländern den 
Dienst zu versagen und sich bei Meutereien auf ihre Seite zu stellen. 
24. Oktober. Die Regierung hat eine Kommission zur Unter- 
suchung der Beziehungen zwischen dem Staate und den Eisenbahn- 
gesellschaften unter Vorsitz des früheren Lordkanzlers Loreburn er- 
nannt. Es ist klar, daß eine erneute Prüfung der alten Verstaat- 
lichungsfrage den Kern ihrer Nachforschungen bilden wird. 
26. Oktober. (London.) In der Nacht kollidierte der Aber- 
deener Dampfer „Hogarth“ in der Themsemündung mit dem Segel- 
schulschiff „Mirror“, in dem sich außer der Mannschaft dreizehn 
Seekundschafterknaben befanden. Der „Mirror"“ wurde in zwei 
Teile zerschnitten und ging in zwei Minuten unter. Ein Kundschafter- 
lehrer und drei Knaben ertranken. 
27. Oktober. (Dublin.) Der Arbeiterführer Larkin ist wegen An- 
reizung zum Aufruhr zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt worden. 
29. Oktober. Der Streik der Offiziere der Peninsular and 
Oriental-Dampfschiffahrtsgesellschaft wird durch Annahme der von 
der Gesellschaft gemachten Vorschläge beendet. 
30. Oktober. (London.) Der deutsche Staatssekretär des 
Kolonialamts Dr. Solf verweilt auf der Rückreise von Deutsch- 
und Britisch-Südwestafrika einige Tage in England zwecks Be- 
sprechung der Diamantenfrage. 
1. November. (Plean in Schottland.) Suffragettenunfug. 
Als der Premierminister Asquith mit seinem Gastgeber, Sir John 
Graham und seiner Tochter Violet von Grahams Landsitz Larbert House 
in dessen Automobil nach Stirling (Schottland) fuhr, um dort Sir Heury 
Campbell Bannermans Statue zu enthüllen, wurde er auf der Durchfahrt 
durch das Dorf Plean von einer Anzahl Suffragetten überfallen. Sie 
warfen den Insassen Pfeffer ins Gesicht und schlugen auf den Premier- 
minister mit Peitschen ein. 
3. November. (Birmingham.) Finanzielle Kriegsrüstung. 
# Sir Edward Holden wies in einem Vortrag über Theorie und Praxis 
im Bankwesen, den er in der Universität hielt, auf die Erhöhung der Gold- 
reserve der Deutschen Reichsbank und auf die Erhöhung des deutschen 
Kriegsschatzes nach der Marokkokrisis hin. Er betonte, daß die englischen 
Aktienbanken, das Schatzamt und die Bank von England ebenso ernst an 
diese Frage herantreten müßten, wie Deutschland dies getan habe.
	        
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