Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

524 Großbritannien. (Dezember 19.—29.) 
Flottenstationen aufführen soll, und ferner eine Garantie gegen Konterbande 
von der gegenüberliegenden Küste. Mit Ausnahme von Imbros und Tenedos 
sollen alle diese Inseln in griechischem Besitz bleiben. Mit Bezug auf die 
ägäischen Inseln, die von Italien okkupiert sind, wird vorgeschlagen, daß 
sie der Türkei zurückgegeben werden sollen, wenn der Friedensvertrag von 
Lausanne ausgeführt ist, und die Inseln sollen dann eine gewisse Selbst- 
regierung unter dem Sultan erhalten. Da die Pforte Verfügungen erlassen 
hat, wonach die Militär= und Zivilbehörden in Tripolis zurückberufen 
worden sind, könnte der Friedensvertrag von Lausanne jetzt im wesentlichen 
als ausgeführt betrachtet werden, obwohl sich einige wenige türkische Offi- 
ziere entschlossen haben, sich mit den Arabern zu identifizieren. Die De- 
markierung der griechisch-albanischen Grenze bleibt der internationalen 
Kommission überlassen. Die Räumung durch die Griechen hätte nach dem 
Beschluß der Mächte bis zum 31. Dezember stattfinden sollen. Es war je- 
doch Voraussetzung, daß die Arbeiten der Kommission bis zum 30. No- 
vember abgeschlossen sein würden. Da dies nicht der Fall war, wird jetzt 
vorgeschlagen, daß die Räumung Mitte Januar vollendet sein soll. 
19. Dezember. Otto Beit in London hat der Universität 
Cambridge die Summe von 3000 Pfund Sterling (60000 Mark) zur 
Verfügung gestellt mit der Bestimmung, daß damit eine Bibliothek 
deutscher Bücher ins Leben gerufen werden soll, die dem Schröder- 
Professor der deutschen Sprache und Literatur, Professor Dr. Karl 
Breul, und später seinen Amtsnachfolgern unterstellt sein soll. 
24. Dezember. Die englisch-deutschen Verhandlungen. 
Der Londoner Korrespondent der Birmingham Post teilt angebliche 
Einzelheiten über die englisch-deutschen Verhandlungen mit. Er erklärt, 
man könne annehmen, daß eine allgemeine Revidierung der Grenzen zwischen 
deutschen und britischen Besitzungen in Afrika stattgefunden habe, serner 
eine Erörterung der Fragen, betreffend die Rekrutierung und Kontrolle 
der Arbeit Eingeborener sowie die Einrichtung und Erhaltung von ver- 
besserten Verkehrsmitteln zwischen den verschiedenen Teilen des afrikanischen 
Kontinents zu Lande und zu Wasser. Dagegen sei kein Vorschlag zur Ver- 
teilung des einer dritten Macht gehörigen Gebiets in Afrika besprochen 
worden. Doch habe Deutschland in Anbetracht der Möglichkeit, daß über 
diese Gebiete dereinst Entscheidungen zu treffen sein könnten, England 
unbeschränkte Aktionsfreiheit, soweit die afrikanische Küste in Betracht komme, 
gegen die gleiche freie Hand in Angola eingeräumt. Das ministerielle Organ, 
die Westminster Gazette, bemerkt hierzu: „Abgeschen von den Einzelheiten, die 
dieser Voraussage entsprechen mögen oder nicht, würden sich die Freunde von 
England und Deutschland freuen, zu hören, daß beide dicht vor einem be- 
friedigenden Uebereinkommen über wichtige koloniale Angelegenheiten ständen.“ 
29. Dezember. (London.) Die Pforte macht eine à Konto- 
zahlung von 1200000 Pfund (22,2 Millionen Mark) aus den Er- 
trägen der Anleihe von dem Bankhause Perier für den Panzer 
„Rio de Janeiro“. Der Restbetrag von 2350000 Pfund (42,5 Mil- 
lionen Mark) soll in zwei Teilzahlungen während der nächsten 
Monate erfolgen. Außerdem kaufte die türkische Regierung für 
1: Million Pfund (4,6 Millionen Mark) Munition.
	        
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