Iranktei. (Januar 6.—14.) 527
Linken“ in der Kammer nahestehen (75 Senatoren). Sozialisten gibt es
im Senat nicht. 5 Senatoren sind keiner Partei angehörig.
6. Januar. Auf dem französischen Panzerschiff „Masséna“
werden bei der Ausfahrt von Toulon nach Biserta acht Mann
durch Platzen des Hauptdampfrohrs getötet.
7. Januar. Vizeadmiral Lebris wird Admiralschef der Marine.
7. Januar. (Le Havre.) Der Reichstagsabgeordnete für
Elsaß-Lothringen, der Abbé E. Wetterlé, hält vor der Gesellschaft
für Handelsgeographie einen Vortrag, in dem er die politischen
Verhältnisse Elsaß-Lothringens einer Kritik im antideutschen Sinn
unterzieht.
8. Januar. (Rouen.) Eine weitere Rede des Reichstags-
abgeordneten Abbé Wetterlé.
Er sprach in einer öffentlichen Versammlung vor etwa 3000 Per-
sonen über die elsaß-lothringischen Verhältnisse. Er schilderte die Bemühungen.
der Elsässer, zur Autonomie und zur Gleichstellung mit den übrigen deutschen
Bundesstaaten zu gelangen. Obwohl er sich nach den vorliegenden Berichten
bemühte, die Lage der Elsässer möglichst schwarz zu schildern, gestand er
doch am Schlusse zu, daß sich ein Teil der Wünsche der Bevölkerung der
Reichslande bereits verwirklicht habe, und er sprach die Hoffnung aus, daß
sie schließlich die volle Freiheit erlangen werden, falls nicht — der Redner
sprach die Eventualität, an die er bei diesem Schlußsatze seiner Rede dachte,
nicht aus, aber die Versammlung verstand ihn und klatschte stürmisch
Beifall.
10. Januar. Das „Journal officiel“ veröffentlicht eine An-
zahl von Dekreten des Kriegsministers, wodurch offiziell die sich
bereits im Ruhestand befindenden Offiziere mit ihrem Grade wieder
in die Landwehr eingestellt worden sind, um als Verwaltungs-
offiziere im Eisenbahndienst für die Vorbereitung der Mobilmachung
Verwendung zu finden.
Unter diesen Offizieren ist auch der Oberstleutnant du Paty de Clam,
der aus der Dreyfusaffäre bekannt ist.
12. Januar. Demission des Kriegsministers Millerand.
Im Ministerrat wird festgestellt, daß die Wiederanstellung des Oberst-
leutnants Paty de Clam ohne Befragen des RKabinetts erfolgt ist und von
keinem andern Mitglied desselben gebilligt wird. Die von Millerand an-
gebotene Demission wird vom Präsidenten angenommen.
Sein Nachfolger wird der bisherige Kolonialminister Lebrun, dessen
Posten dem Unterstaatssekretär im Ministerium der Finanzen René Bernard
übertragen wird.
14. Januar. Vorbereitungen zur Wahl des Präsidenten der
Republik.
Deputiertenkammer und Senat treten zusammen. Die Kammer wählt
mit 345 von 535 Stimmen Deschanel wieder zum Präsidenten. Zu Vize-
präsidenten werden die Deputierten Etienne, Puech, Masse und Dron ge-
wählt. Im Senat wird Dubost mit 221 von 272 Stimmen wieder zum