532 Frankreich. (Februar 18. 20.)
Vermehrung der Transportmittel vorzusorgen. Der hierfür zu verlangende
außerordentliche Kredit von 70 bis 80 Millionen soll noch im Jahre 1913
seine volle Verwendung finden. Entwurf 2 fordert einen auf mehrere Jahre
zu verteilenden Kredit von 500 Millionen und wird noch vor Ostern dem
Parlament vorgelegt werden, um verschiedene Rüstungsreformen, nament-
lich betreffs der Munition für die schwere Artillerie und der Militärluft-
schiffahrt zu einer bestimmten Frist möglichst rasch eventuell mit Hilfe der
Privatindustrie, durchzuführen. Entwurf 3: Das Kriegsministerium ist be-
reits jetzt für eine allgemeine Wiedereinführung der dreijährigen Dienst-
zeit. Die Regierung wird für das gesamte Militärprogramm die Ver-
trauensfrage stellen.
18. Februar. (Toulon.) Unfälle auf dem „Danton“.
An Bord des Panzerschiffes „Danton“, in dessen Kohlenraum vor
einigen Tagen durch Explosion schädlicher Gase mehrere Matrosen lebens-
gefährlich verletzt wurden, ereignete sich während einer Schießübung bei
den Hyerischen Inseln ein neuer Unglücksfall. Aus einem 7,5-m-Geschütz
waren mehrere Schüsse abgegeben worden, als nach einer neuen Ladung
das Verschlußstück zersprang. Die Metallstücke trafen drei Matrosen tödlich.
18. Februar. Briand überreichte dem Präsidenten der Republik
die formelle Demission des Kabinetts. Poincaré bat das Kabinett,
im Amte zu bleiben.
18. Februar. (Paris.) Der „Temps“ stellt mit Befriedigung
fest, daß die hiesigen Blätter die Mitteilungen über die deutschen
Heeresverstärkungspläne mit Ruhe und Ernst erörtern, und spricht
den Wunsch aus, daß auch Deutschland im Interesse der Würde
der beiden großen Nachbarvölker angesichts der französischen Pläne
dieselbe maßvolle Haltung zeigen möge, die Frankreich den deutschen
Plänen gegenüber bewiesen habe. Die politischen Beziehungen zwischen
Deutschland und Frankreich seien gegenwärtig so gut wie nur mög-
lich. Deutschland und Frankreich schreiben einander keinerlei ag-
gressive Absichten zu. Es zieme sich deshalb, daß die eben angekündigte
„militärische Zwiesprache“ sich ruhig weiterentwickle.
20. Februar. Vom Ministerrat wurde beschlossen, Delcasfse
zum Botschafter in Petersburg zu ernennen.
20. Februar. Antrittsbotschaft des neuen Präsidenten.
Der Ministerpräsident Briand hat in der Kammer und der Justiz-
minister Barthou im Senat die Botschaft des neuen Präsidenten Poincaréê
verlesen. Sie lautet: „Die friedliche und regelmäßige Form, unter der sich
der Präsidentenwechsel vollzogen hat, beweist wieder einmal vor den Augen
der Welt die unerschütterliche Festigkeit unserer Einrichtungen. Die Republik
hat einen neuen Beweis ihrer Lebenskraft gegeben und Frankreich hat be-
wiesen, daß es sich endgültig an den Gebrauch der Freiheit gewöhnt hat.
Durch das Votum der Nationalversammlung zum ersten Amte des Landes
berufen, werde ich der Gewissenhaftigkeit und der Loyalität eingedenk bleiben,
womit mein hervorragender Vorgänger sein hohes Amt ausgefüllt hat und
ich werde wie er meine Ehre darein setzen, die Verfassung zu verteidigen,
deren Wächter ich für sieben Jahre geworden bin. Als Frankreich nach dem