Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

536 Fra##treich. (Februar 26. 27.) 
26. Februar. Die „Gazette officielle“ veröffentlicht einen Er- 
laß, durch den der bisherige Botschafter in Petersburg Louis in 
die Disponibilität versetzt und der Deputierte Delcassé in zeitweiliger 
Mission zum Botschafter in Petersburg ernannt wird. 
26. Februar. Der „Temps“ knüpft an das Handschreiben 
des. Zaren folgende Betrachtung über die militärischen Kräfte des 
Zweibundes: 
„Die innige Vereinigung Frankreichs und Rußlands, die in der 
europäischen Wage ein so entschiedenes Gewicht haben wird, wird in der 
öffentlichen Meinung Europas das wert sein, was die militärische Kraft 
der beiden verbündeten Länder wert ist. Mit Rücksicht auf die politische 
Lage beträgt der Friedensstand der russischen Armee, die sonst 1,400,000 
Mann stark ist, gegenwärtig 1700000 Mann. Die geplante Vermehrung 
des deutschen Heeres verpflichtet Rußland ebenso wie Frankreich zu einer 
Kraftanstrengung, zu der beide bereit sind. Wir wissen, daß unsere Ver- 
bündeten, die sich über unsere ungesäumte Entschlossenheit zu dieser Kraft- 
anstrengung freuen, auch ihrerseits alles Notwendige tun werden. Sobal 
die französisch-russische Allianz über einen Friedensstand von nahezu 21½ 
Millionen Mann verfügen wird, wird es keine Gefahr für den Frieden 
geben, zu dem Rußland und Frankreich fest entschlossen sind, wie niemand 
mehr sich schmeicheln kann, ihnen denselben aufzuzwingen.“ 
27. Februar. (Paris.) Das Urteil gegen die Automobilapachen. 
Vier Angeklagte werden zum Tode verurteilt. Zwei erhalten lebens- 
längliche Zwangsarbeit. Deboque erhält zehn Jahre Zwangsarbeit und 
zehn Jahre Ausweisung aus Frankreich. Pialtechich und Poyer erhalten 
jeder fünf Jahre Zwangsarbeit und Ausweisung aus Frankreich auf 
die gleiche Dauer. Die drei angeklagten Frauen wurden freigesprochen. 
27. Februar. (Kammer.) Abtretungen Spaniens in Marokko. 
In der Kommission für die auswärtigen Angelegenheiten be- 
richtete der Abg. Noulens als Referent für den französisch-spanischen Ma- 
rokkovertrag: Frankreich erhalte einen Gebietszuwachs von 4 Millionen 
Hektar in der Gegend von Uerga und 4 Millionen Hektar bei Ifni gegen- 
über dem Vertrag mit Spanien vom Jahre 1904. Es sei dies die Ent- 
schädigung, die Spanien Frankreich als Anteil an den Opfern bewillige, 
die Frankreich dem Deutschen Reich in Marokko brachte. In finanzieller 
Hinsicht habe man den Inhabern der Anleihe von 1904 und 1910, um 
ihnen dieselbe Sicherheit, die sie früher hatten, zu gewähren, festgesetzt, daß, 
obwohl Marotko in zwei Zonen geteilt werde, die bestehenden Verpflich- 
tungen anerkannt würden. Jede einen Dritten angehende Abmachung solle 
erst definitive Geltung erlangen, wenn sie von den Mächten ratifiziert wäre. 
Bei dem Bau der Eisenbahn Tanger-Fez erhalte Frankreich 60 Prozent 
des Kapitals und 9 Administratoren, Spanien 40 Prozent und 6 Admini- 
stratoren. Falls Fremde an dem Unternehmen sich beteiligen wollten, würden 
ihnen 8 Prozent des Kapitals reserviert werden, die von Frankreich und 
Spanien zu gleichen Teilen getragen werden sollten. 
27. Februgar. (Kammer.) Der frühere Kolonialminister 
Lebrun ist an Stelle des neuen Kriegsministers Etienne zum Vize- 
präsidenten gewählt worden.
	        
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