Stalien. (Oktober 18.—November 29.) 587
18. Oktober. König Viktor Emanuel hat 39 neue Senatoren
ernannt.
Unter ihnen befinden sich achtzehn frühere Abgeordnete, der Londoner
Botschafter Marchese Imperiali, der Berliner Botschafter Bollati und der
ehemalige Botschafter Gallina, der Minister des königlichen Hauses Mattioli
Pasaqualini, der Vizeadmiral Viale und der Generalleutnant Zuccari, Pro-
fessor Pescarolo, einer der berühmtesten Kliniker Italiens, der Philosoph
Roberto Adigno.
18. Oktober. Zum serbischen Vorgehen in Albanien.
Der „Popolo Romano" schreibt, falls verblendeter Widerstand und
die hartnäckige Nichtachtung der europäischen Entscheidungen ein ent-
schlossenes Eingreifen Oesterreich-Ungarns unvermeidlich machten, müßte
Italien ohne Zögern seinem Verbündeten folgen, weil beide Mächte in der
albanesischen Angelegenheit nicht getrennt handeln könnten.
20. Oktober. (Rom.) Der russische Ministerpräsident Kokow-
zow erkrankt während eines Aufenthalts zu privaten Zwecken.
29. Oktober. Ergebnis der Kammerwahlen.
Danach sind 237 Ministerielle, 52 ministerielle Radikale, 19 ver-
fassungstreue Oppositionelle, 27 Katholiken, 11 Republikaner, 39 offizielle
Sozialisten und 19 reformierte Sozialisten gewählt. In 101 Wahlkreisen
sind Stichwahlen erforderlich.
11. November. (Rom.) Der Bürgermeister Nathan entwickelte
in einer Plenarsitzung des Gemeinderats die Gründe, die nach dem
nationalistischen Sieg in zwei römischen Wahlkreisen die Demission
des kapitolinischen Linksblocks als zweckmäßig erscheinen lassen. Die
Blockmehrheit trat seinen Ausführungen bei und dankte ab.
11. November. Die erste Division des zweiten Geschwaders,
bestehend aus den Schlachtschiffen „Regina Elena“", „Roma“ und
„Napoli“ ging auf telegraphischen Befehl aus Rom von Neapel in
die Gewässer von Rhodos in See.
12. November. (Rom.) Der frühere Unteroffizier Menozzi und
der Wachtmeister Petriglia wurden wegen Spionage für Frankreich
verhaftet.
27. November. Eröffnung der 24. Legislaturperiode des Parla-
ments.
Nach Leistung des Eides verlas der König die Thronrede, die wieder-
holt von Beifall beider Häuser begleitet wurde, besonders als sie von den
Leistungen des Heeres und der Marine bei der Erwerbung von Tripolis
und von dem ökonomischen, moralischen und patriotischen Fortschritt des
Landes sprach. Am meisten erregte beifällige Aufmerksamkeit des Hauses
und der Tribünen die Stelle in der Thronrede über das Verhältnis des
Staates zur Kirche, die eine scharse Abtrennung nach den bestehenden Ge-
setzen und die Zurückweisung jedes kirchlichen Uebergriffes in die Rechte
des Staates als Prinzip statuiert.
29. November. (Kammer.) Bei der Präsidentenwahl erhielt
der liberale und ministerielle Kandidat Marcora von 474 ab-