606 Schweden. (Oktober 29.—Dezember 30.) Norwezen. (Januar B. 10.)
ist der Militärattachs unter dem Namen eines französischen Marquis auf-
getreten. Es wird mit Bestimmtheit behauptet, daß die Regierung an der
maßgebenden russischen Stelle die baldige Entfernung des Militärattachés
verlangt habe. Der russische Gesandte in Stockholm, Herr Sawinsky, soll.
sich nach Paris begeben haben und nicht mehr nach Stockholm zurückkehren.
Die schwedische Nationalistenpartei, zu deren Führern Sven Hedin gehört,
ist durch die Spionageaffäre in große Aufregung versetzt worden, und in
den russischfeindlichen schwedischen Kreisen ist die Erbitterung gegen das
Nachbarreich im Osten noch gestiegen.
29. Oktober. Der russische Militärattaché Assanowitsch ist von
Stockholm abgereist.
13. November. Der Nobelpreis für Literatur wurde dem
englisch-indischen Dichter Rabindra Nath Tagore zugesprochen.
16. November. Die Ehetrennung der Prinzessin Wilhelm von
Schweden.
Offiziell wird mitgeteilt, daß die Prinzessin Wilhelm von Schweden,
die seit etwa zwei Monaten bei ihrem Vater, dem Großfürsten Paul von
Rußland, in Paris weilt, entschlossen sei, nicht mehr nach Schweden zurück-
zukehren und daß sie den schwedischen Hof davon verständigt habe, es sei
ihr unmöglich, ihre Ehe fortzusetzen. Alle Versuche vom schwedischen Hofe,
sie zur Aenderung dieses Entschlusses zu bewegen, sind ergebnislos ge-
blieben. Das von anderer Seite verbreitete Gerücht, daß Prinzessin Maria
in eine Spionageaffäre verwickelt sei, entbehrt, wie von berufener Seite
festgestellt wird, jeder Begründung und wird in Schweden als absurd be-
trachtet.
20. Rovember. Eine Folge der russischen Spionage. Der
russische Gesandte in Sofia Nekljudow ist zum Gesandten in Stock-
holm ernannt worden. Der bisherige Gesandte Sawinski tauscht
seine Stellung mit der des Herrn Nekljudow.
30. Dezember. (Stockholm.) Die Königin-Witwe Sophie von
Schweden, geb. Prinzessin von Nassau, ## im 78. Lebensjahr.
XV.
Norwegen.
8. Januar. (Bergen.) John Lund, Förderer der Friedens-
bewegung und Mitglied des Nobelkomitees im norwegischen Stor-
thing, f. 70 Jahre alt.
10. Januar. Voranschlag des Staatshaushalts 1913—14.
Er balanziert mit 149676300 Kronen. Das ordentliche Budget
balanziert mit 139150000 Kronen. Es weist ohne Anwendung neuer
Steuern gegen das gegenwärtige Finanzjahr eine Steigerung von 5 Millionen
Kronen auf. Das Budget für 1911/12 schloß mit einem Ueberschuß von