Nußland. (November 26.—Dezember 4.) 623
können. Rußland seinerseits verpflichtet sich, in der äußeren Mongolei
keine Truppen außer den Konsulatswachen zu unterhalten, in keinen Teil
der Verwaltung dieses Landes einzugreifen und sich jeder Kolonisation da-
selbst zu enthalten. 4. China erklärt sich bereit, die guten Dienste Ruß-
lands zur Herstellung von Beziehungen zu der äußeren Mongolei an-
unehmen, wie sie den hier ausgesprochenen Grundsätzen und den Fest-
segungen des russisch--mongolischen Handelsprotokolls vom 3. November 1912
entsprechen. 5. Fragen, die die Interessen Rußlands und Chinas in der
äußeren Mongolei berühren und durch den hier neugeschaffenen Stand der
Dinge entstehen sollten, werden in nachträglichen Verhandlungen geregelt
werden.
26. November. „Nowoje Wremja“ greift ungewöhnlich scharf
Deutschland an, das durch die Entsendung einer Militärmission
tatsächlich Herr von Konstantinopel geworden sei und damit seine
Eroberung der Türkei besiegele.
Die Zeitung behauptet, daß England und Frankreich mit Rußland
einig darüber seien, daß die Vollmachten der deutschen Militärmission über
den einstigen Wirkungskreis des Feldmarschalls v. d. Goltz nicht hinaus-
gehen dürfen.
28. November. (Duma.) Rodsjanko ist mit 272 gegen
70 Stimmen zum Präsidenten wiedergewählt worden.
29. November. Flottenunfall auf dem Schwarzen Meere.
Der Zar besichtigte das Kanonenboot „Uraletz“, das darauf nach
Sebastopol abdampfte. Unterwegs trieb ein furchtbarer Sturm das Boot
auf ein Felsenriff. Um die Situation festzustellen, entsandte das Kanonen-
boot „Kubanetz“ einen Kutter, in dem sich auch der Midshipman Weresch-
tschagin, ein Sohn des im japanischen Kriege verunglückten berühmten
Malers, befand. Der Kutter kenterte und sämtliche Insassen, außer dem
jungen Wereschtschagin, dem Steuermann und acht Mann, ertranken. Die
Besatzung des „Uraletz“, der auf den Klippen festkam, konnte ans Ufer ge-
schafft werden. „Uraletz“ selbst, ein altes, bereits 1887 vom Stapel ge-
laufenes Kanonenboot, ging verloren.
2. Dezember. Ein Dementi.
Die „Petersb. Telegr.-Ag." erfährt aus zuverlässiger Quelle, daß die
Meldung über eine im Frühjahr 1912 zwischen Rußland und den slawischen
Staaten gegen Oesterreich-Ungarn, die Türkei und Rumänien abgeschlossenen
Militärkonvention und über irgendwelche Verpflichtungen, die Rußland im
Zusammenhange damit übernommen habe, ebenso unrichtig ist wie die vor
kurzem verbreitete Nachricht, Rußland habe Rumänien während des Ein-
rückens der Rumänen nach Bulgarien mit Kriegsmaterial unterstützt.
4. Dezember. Wie die „Times“ meldet, begründet die Firma
Vickers & Sohn zusammen mit der Petersburger Internationalen
Bank, der Banque d'Escompte und den Petersburger Metallwerken
in Petersburg mit einem Kapital von 15 Millionen Rubel eine
russische Artillerie-Werkstätten-Gesellschaft.
Diese wird in Tsaritsyn an der Wolga eine Geschütz= und Munitions=
fabrik errichten und nach den staatlichen Arsenalen das ausschließliche Recht
zur Erzeugung von Marine= und Feldgeschützen erhalten. Aufträge von