Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

624 Rußland. (Dezember 10.—20.) 
ungefähr 10 Millionen Rubel liegen bereits vor. Vickers & Sohn werden 
15 Jahre lang die technischen Berater der Gesellschaft sein. 
10. Dezember. Der Reichsrat lehnte mit 94 gegen 74 Stimmen 
die Zulassung der polnischen Sprache während der Sitzungen der 
Stadtverwaltungen Polens trotz der Befürwortung durch den 
Ministerpräsidenten ab. 
11. Dezember. „Nowoje Wremja“ erfährt: Heute sollte in 
Konstantinopel auf Antrag Rußlands die Überreichung gleich- 
lautender Noten der Triple--Entente gegen die Mission Liman Sanders 
stattfinden; sie wurde aber im letzten Augenblick infolge Bedenken 
Englands aufgegeben. 
12. Dezember. Das Verkehrsministerium bestellte fünfzehn 
Lokomotiven bei deutschen Werken. 
17. Dezember. (Moskau.) Das Kreisgericht verurteilte den 
Verfasser der „Memoiren eines Gouverneurs“, den ehemaligen 
Gouverneur von Kischinew Fürsten Urussow, der in seinem Werk 
einen gewissen Pronin für einen Urheber des Kischinewer Juden- 
pogroms von 1903 erklärt hatte, wegen Verleumdung zu vier 
Monaten Gefängnis, trotzdem selbst die Verteidiger des im seiner- 
zeitigen Pogromprozeß angeklagten Pronin bestätigten, daß man in 
ganz Kischinew Pronin die Beteiligung an der Organisation des 
Pogroms zuschrieb. 
17. Dezember. (Duma.) Aus der oktobristischen Fraktion 
sind 20 Mitglieder ausgetreten, darunter der frühere Dumapräsident 
Chomjakow, der Vorsitzende der Budgetkommission Professor Alere- 
jenko und eine Anzahl anderer sehr einflußreicher Abgeordneter. 
19. Dezember. (Blagowetschensk.) Der westliche Teil der 
Amurbahn ist eröffnet worden. Der direkte Bahnverkehr bis Peters- 
burg ist nunmehr hergestellt 
20. Dezember. (Duma.) In dritter Lesung wird die Vorlage 
betreffend die Verpflichtung der Handesschiffe, sich im Kriegsfalle 
der Militärverwaltung zur Verfügung zu stellen, angenommen. 
20. Dezember. Gegen die deutsche Einfuhrscheinpolitik. 
Der Handelsminister hat dem Ministerrat folgende Gesetzentwürfe 
vorgelegt: 1. einen Entwurf betr. die Auferlegung eines Zolles auf aus- 
ländisches Getreide, das nach Finnland eingeführt wird und zwar in Höhe 
von Mk. 4.30 für 100 kg brutto auf Roggen, Gerste, Hafer, Weizen, Buch- 
weizen in Körnern sowie auf Erbsen und Spelz; von Mk. 6.50 auf die- 
selben Getreidearten in Mehlsorm. Der Zeitpunkt für das Inkrafttreten 
des Gesetzentwurfes ist noch nicht festgesetzt; 2. einen Gesetzentwurf betr. 
Besteuerung von Getreide in Körnern außer Reis, Erbsen und Bohnen, die 
nach Rußland eingeführt werden und zwar in Höhe von 30 Kopeken für
	        
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