Jürkei. (Januar 12.—17.) 627
das Wilajet Salonik mit 35000 Quadratkilometern und 1130 800 Ein-
wohnern, Monastir mit 28500 Quadratkilometern und 84900 Einwohnern,
Kossowo mit 32900 Quadratkilometern und 1038 100 Einwohnern, Skutari
mit 10800 Quadratkilometern und 294100 Einwohnern, und Janina mit
17900 Quadratkilometern und 527100 Einwohnern, das sind zusammen
125100 Quadratkilometer mit 3839 100 Einwohnern. Das Wilajet Adria-
nopel ist 38400 Quadratkilometer groß und hat 1028200 Einwohner; ver-
liert die Türkei auch dieses, dann bleiben ihr nur noch 5800 Quadrat-
kilometer mit 1262900 Einwohnern. Von der Stadt Adrianopel behaupten
die Türken jetzt, daß sie eine türkisch-iüdische Stadt sei, in der keine Bul-
garen wohnen. Nach ihrer eigenen Statistik zählt Adrianopel rund 70000
Einwohner; davon sind die Hälfte Türken (mit Einschluß der Beamten und
Soldaten), die andere Hälfte setzt sich zu ungefähr gleichen Teilen aus Bul-
garen, Armeniern und Israeliten zusammen. Darnach wohnen in Adria-
nopel mindestens 10000 Bulgaren. Im Wilajet Adrianopel sind die Türken
entschieden in der Minderzahl. Das Wilajet hat sechs Sandschaks: Adria-
nopel, Kirkkilisse, Dede Agatsch, Gimuldschina, Rodosto und Gallipoli; nur
Dede Agatsch und Gimuldschina haben zusammen eine türkische Majorität
(231000 Türken gegen 92000 Orthodoxe); in Adrianopel stehen 145000
Orthodoxe gegen 127000 Türken, in Kirkkilisse 105000 Orthodoxe gegen
53000 Türken, in Rodosto und Gallipoli zusammen 131000 Orthodoxe
gegen 96000 Türken.
12. Januar. Der Ministerrat stimmt dem Vorschlag des Groß-
wesirs zu, einen „Rat der Altesten“ wie in uralten Zeiten ein-
zuberufen, der aus hohen Staatsbeamten, Ulemas und Gelehrten
bestehen und die Frage entscheiden soll, ob der Krieg fortzusetzen
oder Frieden zu schließen sei.
15. Januar. Der Kreuzer „Medjidie“ durchbricht die Blockade
der griechischen Flotte und beschießt Syra.
15. Januar. Zum ersten Male seit vier Jahren können die
fälligen Monatsgehälter nicht gezahlt werden, obwohl während der
einmonatigen Waffenruhe fast nichts für die Stärkung der mili-
tärischen Widerstandskraft geschehen war.
17. Januar. (Konstantinopel.) Uberreichung der Note der
Großmächte an den Minister des Auswärtigen.
Sie hat folgenden Wortlaut: „Die unterzeichneten Botschafter von
Oesterreich-Ungarn, England, Frankreich, Rußland, Deutschland und Italien
sind von ihren Regierungen beauftragt worden, Seiner Exzellenz dem Mi-
nister der Auswärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät des Sultans die fol-
gende Mitteilung zu machen: In dem Wunsche, der Wiederaufnahme der
Feindseligkeiten vorzubeugen, glauben die genannten Mächte die Aufmerksam-
keit der ottomanischen Regierung auf die schwere Verantwortung lenken zu
sollen, die sie auf sich nehmen würde, wenn sie entgegen den Ratschlägen
der Mächte die Wiederherstellung des Friedens verhindern würde. Sie
würde es nicht nur sich selbst zuzuschreiben haben, wenn die Fortsetzung
des Krieges zur Folge haben würde, das Schicksal der Hauptstadt in Frage
zu stellen und vielleicht die Feindseligkeiten auf die asiatischen Provinzen
des Reiches auszudehnen. In diesem Falle wird sie nicht auf den Erjolg
der Bemühungen der Mächte rechnen können, sie vor den Gefahren zu be-
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