Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

650 Pulzerien. (Juli 6.—22.) 
Eintracht bestanden habe. Nach der Entwaffnung der Truppen sei eine 
große Zahl bulgarischer Soldaten, die am Leben geblieben waren, nach 
Griechenland deportiert worden. Für dieses perfide und unerhörte Attentat 
verlangte Bulgarien folgende Genugtuung: 1. Sofortige Freilassung der 
nach Griechenland deportierten bulgarischen Soldaten und Wiedereinhändi- 
gung ihrer Waffen; 2. Wiederherstellung der Situation, wie sie vorher war, 
und Einquartierung bulgarischer Detachements in Uebereinstimmung mit 
den bestehenden Abkommen; 3. Wiederherstellung der Gebäude, die sich in 
den Händen der bulgarischen Truppen in Saloniki befanden; 4. Ersatz des 
verursachten Schadens; 5. Hissen einer bulgarischen Flagge unter den dabei 
üblichen Ehrenbezeigungen. 
6. Juli. Die bulgarischen Gesandten in Belgrad und Cetinje 
sind abberufen worden. Der Schutz der bulgarischen Untertanen 
und Interessen in Serbien und Montenegro ist Rußland an- 
vertraut worden. 
11. Juli. Der Gesandte Dr. Kalinkow für Rumänien hat den 
Auftrag erhalten, in Bukarest zu bleiben. 
15. Juli. Kabinettswechsel. 
Die unmittelbare Ursache der Demission des Kabinetts Danew ist 
in der Weigerung Rußlands zu suchen, weiterhin in Sachen des Waffen- 
stillstandes tätig zu sein, weil Serbien und Griechenland die im Interesse 
Bulgariens vorgeschlagenen Milderungen bei der Feststellung der Waffen- 
stillstandsbedingungen ablehnen. An Stelle Danews tritt ein aus allen 
drei liberalen Parteien gebildetes Kabinett unter Radoslowow, dessen Auf- 
gabe es ist, einen Ausgleich mit Rumänien herbeizuführen. 
20. Juli. Das neue Kabinett. 
Radoslowow Präsidium und Inneres, Ghenadiew Aeußeres und 
interimistisch Ackerbau, Tontschew Finanzen, Peschew Justiz und interi- 
mistisch Unterricht, General Wasow Krieg, Blakow Handel, Dimitschew 
Oeffentliche Arbeiten, Morphow Eisenbahnen. 
22. Juli. (Sobranje.) Aus der Regierungserklärung: 
Die Mission, welche die Regierung übernommen hat und an deren 
Durchführung sie sofort nach ihrer Bildung geschritten ist, bestand darin, 
das Königreich durch einen ehrenvollen Frieden aus der gegenwärtigen 
Krise zu befreien. Die Schritte, welche wir bei der rumänischen Regierung 
zur Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen in Bukarest unter- 
nahmen, bildeten die erste Bekundung unseres Entschlusses, mit den dringend- 
sten Mitteln auf die Durchführung unseres Programms hinzuarbeiten. Die 
Antworten, die wir von der rumänischen Regierung erhielten, überzeugten 
uns, daß unsere Initiative bei ihr demselben Wunsche begegnete, sobald 
als möglich der abnormen Lage zwischen den beiden Völkern, zwischen 
denen nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit und ihren gemeinsamen Inter- 
essen die größte Harmonie bestehen sollte, ein Ende zu machen. Wir sind 
nach wie vor überzeugt, daß diese natürliche Harmonie trotz der letzten 
Mißverständnisse ihren Ausdruck in einer festbegründeten politischen Freund- 
schaft finden könnte. Um zu diesem freundschaftlichen Verhältnis zu ge- 
langen, hat Bulgarien alle notwendigen Opfer gebracht. Dieser Beweis 
unseres guten Willens wurde von der rumänischen Regierung und den 
Großmächten gewürdigt, und es ist unsere Ueberzeugung, daß er ein ge- 
nügendes Unterpfand unseres festen Entschlusses sein wird, mit unseren
	        
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