Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

658 Ruminien. (Juni 27.—Juli 30.) 
27. Juni. (Bukarest.) Neue Wendung. 
Die offiziöse „Politika“ veröffentlicht folgende Mitteilung: Die Nach- 
richten aus dem Auslande rechifertigen offenbar alle Befürchtungen einer 
gewissen Nervosität in der öffentlichen Meinung hinsichtlich einer Aktion 
Rumäniens. In Rumänien wie im Auslande weiß jedermann, daß ein 
neuer Balkankrieg Rumänien nicht gleichgültig lassen könnte. Infolgedessen 
hat die Regierung beizeiten alle Maßnahmen vorgesehen und hat ihre 
Ausführung während des Aufenthaltes des Königs in Konstantza begonnen. 
Rumänien ist bereit, und wenn die Umstände im Auslande es erfordern, 
wird es dies sofort beweisen. Damit ist nicht gesagt, daß Mobilmachungs- 
befehle erlassen wären, und daß, wenn auch der Pessimismus in Peters- 
burg und Paris überhand nimmt, die Aussichten auf Erhaltung des Friedens 
unwiederbringlich verloren wären. Es ist durchaus sicher, daß, wenn die 
Ministerpräsidenten der Balkanstaaten sich nach Petersburg begeben, dies ein 
erster Schritt auf dem Wege zur Beseitigung der Schwierigkeiten sein würde. 
4. Juli. Allgemeine Mobilmachung. 
3. Juli. (Bukarest.) Straßenkundgebungen, die teilweise 
gegen Österreich-Ungarn gerichtet waren. 
Die Polizei hatte nicht den Mut gehabt, die Fahnen mit den Auf- 
schriften gegen Oesterreich-Ungarn und die Flugblätter ähnlichen Inhalts zu 
verbieten. 
6. Juli. Der Thronfolger Prinz Ferdinand ist zum Kom- 
mandanten der Operationsarmee ernannt worden. 
7. Juli. Bis zum zweiten Mobilmachungstage haben sich an- 
statt 400000 Mann 610000 Mann gemeldet. 
11. Juli. Silistria ist ohne Widerstand besetzt worden. 200 
oder 300 bulgarische Soldaten haben sich ergeben. 
21. Juli. Verständigung mit Bulgarien. 
Der offiziösen Bukarester „Presa“ zufolge hat die Regierung in ihrer 
Antwort auf die letzte bulgarische Note folgende Friedensbedingungen ge- 
stellt: 1. Die Grenze Turtukhai—Dobritsch—Baltschik, 2. Verbleiben der 
rumänischen Armee in Bulgarien bis zum Abschluß des Friedens. In der 
in Bukarest eingetroffenen, durch Vermittlung der italienischen Gesandtschaft 
der rumänischen Regierung mitgeteilten amtlichen Depesche der bulgarischen 
Regierung nimmt diese alle Bedingungen Rumäniens an. Sie betont ins- 
besondere, daß Bulgarien gegen Serbien und Griechenland den Krieg nicht 
fortsetzen wird, auch wenn es sich jetzt mit Rumänien verständigt. Eine 
Depesche gleichen Inhalts traf auch von König Ferdinand an König Carol ein. 
26. Juli. Die Schiffahrt auf der Donau ist wieder gestattet. 
Die Brücken bei Carabia Turnul-Magurele werden täglich zu be- 
stimmten Stunden geöffnet. 
27. Juli. Als Delegierte für die Friedenskonferenz in Bu- 
karest werden ernannt: Ministerpräsident Majorescu und die Minister 
Take Jonescu und Marghiloman. 
30. Juli. (Friedenskonferenz in Bukarest.) Waffen- 
stillstand von fünf Tagen.
	        
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