Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

710 Fereinigte Staasten von Merdamerihe und Kausda. (Nov. 8.—Dez. 2.) 
8. November. (Washington.) 40 Kardinäle, Erzbischöfe und 
Bischöfe aller Kirchen haben beim russischen Botschafter Protest 
gegen den Ritualmordprozeß eingelegt. 
11. November. Die fünfprozentige Zollvergünstigung für auf 
amerikanischen Schiffen eingeführte Waren ist durch eine Verfügung 
des Generalstaatsanwalts und des Schatzamts völlig außer Kraft 
gesetzt worden. 
27. November. (Newyork.) Der frühere Präsident von Ni- 
caragua, Zelaya, wurde verhaftet. Er wird beschuldigt, zwei Ameri- 
kaner ermordet zu haben. 
1. Dezember. (Kanada.) Das Obergericht in Vancouver hob 
den Ausschluß einwandernder Hindus auf und erklärte, die Re- 
gierung sei im Unrecht, die Hindus seien gleichberechtigt mit den 
britischen Einwanderern, wenn sie den Vorschriften hinsichtlich des 
Geldes und der Gesundheit entsprochen hätten. 
1. Dezember. (Kongreß.) Marinesekretär Daniels empfiehlt 
in seinem Jahresbericht eine internationale Konferenz zur Be- 
schränkung der Marineausgaben. 
2. Dezember. (Kongreß.) Die Jahresbotschaft des Präsi- 
denten. 
Präsident Wilson verlas eine Botschaft, in der er sagte: „Unser 
Land ist, wie ich dankbar sagen kann, mit der ganzen übrigen Welt in 
Frieden. Mit jeder Dekade zeigen sich die Nationen bereitwilliger, sich 
durch feierliche Verträge zu Methoden zu verpflichten, die Frieden, Offen- 
heit und Entgegenkommen zum Ziel haben. Die Vereinigten Staaten haben 
bisher bei Verhandlungen dieser Art immer an der Spitze gestanden. Sie 
werden, wie ich ernstlich hoffe und glaube, einen neuen Beweis dafür 
geben, daß sie aufrichtig für die Sache der internationalen Freundschaft 
eintreten, indem sie mehrere Schiedsgerichtsverträge, die dem Senat zur 
Ernenerung vorliegen, ratifizieren. Darüber hinaus hat das Staats- 
departement im Prinzip die Zustimmung von nicht weniger als 31 Nationen. 
die vier Fünftel der Bevölkerung der Welt repräsentieren, zur Verhand- 
lung über Verträge gewonnen, unter denen alle Meinungsverschiedenheiten 
über Fragen der Interessen oder der Politik, die durch die Diplomatie auf 
gewöhnlichem Wege nicht gelöst werden können, vor ein von den Parteien 
gewähltes Tribunal gebracht werden sollen, das sie öffentlich besprechen und 
über sie Bericht erstatten wird, bevor eine der Parteien sich über ihr wei- 
teres Vorgehen schlüssig macht. Für die Entscheidung der Meinungsver- 
schiedenheiten zwischen den Vereinigten Staaten und anderen Nationen ist 
nur ein Maßstab möglich, der sich aus zwei Grundsätzen ergibt: unsere 
eigene Ehre und die Verpflichtungen, die wir hinsichtlich des Friedens in 
der Welt haben.“ — Der Präsident wandte sich dann der mexikanischen 
Frage zu, wobei er ausführte: „Es kann keine sichere Aussicht für den 
Frieden in Amerika geben, bis General Huerta seine angemaßte Autorität 
in Mexiko aufgegeben hat und bis man sich überall darüber klar geworden 
ist, daß die Vereinigten Staaten derartige angebliche Regierungen weder
	        
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