Mittel- und Lüdamerika. (November 11.—Anfang Dezember.) 721
Um den Fehlbetrag zu beseitigen, ersuchte der Minister um Bewil-
ligung von Steuern auf Erbschaften, Bier sowie ländliches und städtisches
Eigentum, ebenso auf die Reingewinne der chilenischen und ausländischen
Aktiengesellschaften. Diese Steuern sollen 20 Millionen abwerfen.
11. November. (Mexiko.) Der Kreuzer „Nürnberg“, der vom
Kreuzergeschwader zum Schutze der deutschen Interessen nach der
Westküste von Mexiko detachiert wurde, ist in Mazatlan (an der
Küste des Großen Ozeans) eingetroffen.
12. November. (Mexiko.) Da Präsident Wilsons Vertreter
uin Mexiko, Lind, von Huerta keine Antwort auf das überreichte
Ultimatum erhielt, ist er nach Veracruz abgereist.
13. November. (Mexiko.) Durch eine amtliche Bekannt-
machung werden die am 20. Oktober gewählten Senatoren und De-
putierten aufgefordert, sich am 15. November zur Konstituierung
des Kongresses zu versammeln.
14. November. (Mexiko.) Die Konstitutionalisten haben Cu-
liacan, die Hauptstadt des Staates Sinalco, eingenommen.
20. November. (Mexiko.) Huertas Rede bei Eröffnung des
Kongresses rechtfertigt die Auflösung des früheren Kongresses, weil
dieser revolutionär gewesen sei, und hofft auf die Mitarbeit aller
in diesem für das Vaterland, auf das die Augen der ganzen Welt
gerichtet seien, kritischen Augenblick.
Die Rede enthält nicht die mindeste Andeutung über das Verhältnis
zu Amerika noch auch über die Frage der Demission des Präsidenten. Der
Finanzminister erläßt ein Steuerdekret, das außer den neuen Steuer-
erhöhungen und einer Abgabe auf Baumwolle von acht Cents pro Kilo
die Stempelgebühren um fünfzig Prozent erhöht.
2. Dezember. (Nicaragua.) Es wird bekannt gegeben, daß
die Regierung von Nicaragua ihren Antrag auf Auslieferung ihres
Expräsidenten Zelaya in Washington zurückgezogen hat. Zelaya
wird sich nach Spanien begeben.
10. Dezember. (Mexiko.) Der Kongreß annullierte die Präsi-
dentenwahl und setzte die Neuwahlen für den 6. Juli 1914 an.
Huerta wurde zum provisorischen Präsidenten bis zu diesem Zeit-
punkt erklärt.
Der Beschluß sagt: Die Anzahl der Wahlbezirke betrage 14225, es
lägen aber nur von 7167 Berichte über die Wahlen vor. Mithin sei die
Wahl des Präsidenten ungültig. Der Kongreß verfügte auch die Wahl eines
neuen Kongresses. Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Die (oppositio-
nellen) Klerikalen verließen den Saal vor der Abstimmung.
Anfang Dezember. (Brasilien.) Die Regierung von San
Paulo gibt bekannt, daß sie die Schaffung einer großen japanischen
Kolonie im südlichsten Teil des Staates plane.
Europäischer Geschichtskalender. LIV. 46